Neuigkeiten 18.06.2019

Alle Jahre wieder und immer noch gerne: Nillson freut sich aufs Hurricane Festival 2019

Das Hurricane/Southside-Doppel in Scheeßel bzw. Neuhausen ob Eck ist für uns immer noch der König unter den Majors in der hiesigen Festivalszene, und so recht mögen wir - trotz einer großen Liebe für das Kleine und Schöne - den großen Festivals nicht entwachsen. Darum ist auch in diesem Jahr die Vorfreude auf ein Musikwochenende mit den „Großen“ im Game wieder ungebrochen: Wir erzählen euch ein bißchen davon, was euch so erwartet und worauf wir uns am meisten freuen.

FKP Scorpio hat sich mit seinem Hurricane-Lineup dieses Jahr auch tatsächlich selbst übertroffen; der Booking-Machtkampf mit dem Giganten am Nürburgring und dessen vor einigen Jahren plötzlich aus dem Boden geschossenen Grüne Hölle-Konkurrenten scheint endgültig ad acta gelegt. Das Zwillingsfestival Hurricane/Southside hat namenstechnisch schon früh die Messlatte hochgelegt, beweist in diesem Jahr aber auch wieder norm viel gutes Gespür für die zweite und dritte Reihe im Lineup.

Ob man sie nun mag oder nicht, mal gesehen haben muss oder gut darauf verzichten kann: Aber mit den Toten Hosen als großes Aushängeschild hatte wenigstens ich nun so gar nicht gerechnet. Da darf man allein aus Neugier schon mal einen Blick riskieren, immerhin sind Campino und eine Jungs fraglos eine Institution in der deutschen Musikszene, die einem, wenn man nicht gerade wirklich Fan ist, nicht so mir nichts, dir nichts in einem Festivalaufgebot begegnen. Der große Publikumsmagnet für den Freitagabend wird sicherlich für enormen Zulauf sorgen, und wem das zu Mainstream ist, der darf sich halt ein wenig ausgiebiger auf Tame Impala vorfreuen - das Psychedelic-Indiepop-Projekt überschneidet sich nur eine Viertelstunde mit den Düsseldorfern, da hat man also genügend Zeit, um sich einen guten Platz vor der Blue Stage, die inzwischen übrigens River Stage heißt, zu sichern.

Für den Samstagabend besteht das Headliner-Double aus Mumford & Sons, die schon vor drei Jahren ein äußerst schönes Konzert auf dem Scheeßeler Eichenring spielten, und dem Rapper Macklemore, der fraglos mit seinem unnachahmlich lässigen Flow für große Gesten sorgen wird. Vor Marcus Mumford und seinen Indie-Folk-Söhnen wird es ein Wiedersehen mit AnnenMayKantereit geben, bei denen ich eine längere Pause eingelegt habe und deren aktuelles Werk „Schlagschatten“ mich nicht bis ins Letzte überzeugt hat, denen ich aber nach all den guten gemeinsamen Jahren immer noch sehr wohlgesonnen bin. Ich freue mich auf ein Wiedersehen. Und wer nach Indie-Folk und New Generation Rap noch Lust auf einen amtlichen Abriss hat, bekommt von Steve Aoki die Techno-Torte ins Gesicht geschmissen.

Das Festival beschließen werden am Sonntag die Foo Fighters - das verspricht riesige Energie, unvergessene Songs und mit Dave Grohl einen der letzten echten Rockstars; das sollte man sich schon zu Gemüte führen, zumal wir mit der Band noch eine „offene Rechnung“ haben. Als sie 2008 zum vorerst letzten Mal am Eichenring spielten, war der Sound so unbeschreiblich mies, dass das Konzert zu einer großen Enttäuschung wurde, obwohl wir so heiß darauf waren, Mr. Grohl endlich einmal live zu erleben - ein Umstand, den wir leider in den vergangenen Jahren auf der Green Stage (bzw. jetzt: Forest Stage) beobachten mussten, aber die Hoffnung, dass alles gut wird, stirbt zuletzt. Davor spielen übrigens die mächtigen The Cure auf der River Stage - wie Robert Smith und seine Band, immerhin schwere Ikonen des Düsterpop, auf das junge, in sehr weiten Strecken vor allem partyaffine Publikum in Scheeßel und Neuhausen wirken werden, darf mit Spannung erwartet werden.

Mein persönlicher Headliner heißt in diesem Jahr aber ohne Frage Mike Skinner. Dass es The Streets mit ihrem Mix aus Grime, Hiphop und Soul wieder auf Bühnen zu sehen gibt, ist ein absolutes Geschenk; in der Großen Freiheit 36 in Hamburg sahen wir Anfang des Jahres eines der Top 5-Konzerte der letzten, sagen wir mal, fünf Jahre; allein schon für „Fit But You Know It“, das man immer noch Wort für Wort mitsprechen kann, lohnt es sich, am Sonntagnachmittag noch einmal alle Kräfte zu mobilisieren. Und wenn man schon einmal da ist, lohnt es sich absolut, die grandiosen Interpol als quasi Support für The Cure einmal wiederzusehen.

In der zweiten Reihe gibt es dann gleich einen ganzen Haufen vielversprechender Dates mit alten Weggefährten zu entdecken, allen voran natürlich Frank Turner & The Sleeping Souls, Hurricane-Wiedergänger und Anführer der Reiseplaylists dieser Welt, herzerwärmend, hemdsärmelig und gesegnet mit einer unerschöpflichen Menge an großartigen Songs zwischen Indierock, Punk, Americana und Folk. Sehr schön dürfte auch das Wiedersehen mit Muff Potter geraten, Heroen unserer Trainingsjackenzeit von Anfang bis Mitte der 00er, bevor sich Sänger Nagel der schriftstellerischen Zunft anschloss. Zur gleichen Zeit haben wir uns mit Bloc Party very british gefühlt und zu Songs wie „Helicopter“, „Two More Years“ oder „Banquet“ durch die Clubs getanzt, Papa Roach lohnen sich allein für „Last Resort“ (über das man streiten darf, das aber definitiv frenetisch gefeiert werden wird) und Bear’s Den werden uns mit ihrem ohrenschmeichelnden Folkpop in eine warme Decke einwickeln.

Dahinter erwartet uns ein tolles Nachmittagskonzert nach dem anderen. Wir wünschen Sam Fender, dass er ganz bald wieder gesund wird, aber dass man ausgerechnet die britischen Postpunk-Indierock-Newcomer (wobei: sooo neu sind sie ja nun auch nicht mehr, aber es wird Zeit, sich zu ihnen vor der Bühne zu begegnen) Shame als Ersatz verpflichtet hat, ist ein Glücksfall und ein wahnsinnig starker Eröffnungsact. Am Freitag zwischen 18 und 21 Uhr hat man zwischen dem androgynen Nachtsamt-Pop von Cigarettes After Sex (hätte ich blind ins Zelt gewettet, spielen aber Open Air auf der zweitgrößten Bühne, ich bin SEHR gespannt, ob das funktionieren kann), der ungebremsten Energie der unkategorisierbaren wie derzeit unerreichten Leoniden, dem cool-sommerlichen Girl-Punk von Gurr und der weisen Größe von Francesco Wilking, Moritz Krämer und Die höchste Eisenbahn die Qual der Wahl. Am besten kundschaftet man schon einmal die schnellsten Wege aus, um im Schnitt so wenig wie möglich zu verpassen.

Wunderbar lärmigen Grunge mit leichten Emo- und Weezer-Anleihen bringen The Dirty Nil mit, die wie vor zwei Jahren abermals nicht über einen Eröffnungs-Slot auf der Red Stage (jetzt: Mountain Stage) hinaus kommen; direkt gefolgt vom stinkwütenden Straßenpunk der IDLES, gleich nebenan auf der River Stage; dann gibt es schöne Hiphop-Nostalgie mit Fünf Sterne Deluxe, wieder eine Reise in die guten jungen Jahre. Für mich wenigstens: Die Kiddos, die sich zwei Stunden später über die 257ers freuen, werden Tobi und Bo allenfalls aus dem Plattenschrank ihrer Eltern kennen. Und am Sonntag gibt es nach einem gewiss sehr energetischen Gig der Punk-Popper SWMRS und einem erwartbar brillanten Folk-Pop-Fest mit The Gardener & The Tree einen wunderbaren Irish- und American-Folkpunk-Abriss mit Skinny Lister. Ja: Die Zeit wird uns wie im Flug vergehen. Und wer den Scheeßeler Eichenring kennt, weiß, dass trotz der Größe die Wege in Wirklichkeit so kurz sind, dass alles schon irgendwie klappen wird, mal mit mehr, mal mit weniger Zeit.

Und wer es nicht so eilig haben mag, verbringt eben mehr Zeit beim Food Lineup, das wieder förmlich danach schreit, die Pole Position in unserer Festivalfood-Top 10 Ende des Sommers zu erreichen. Ob georgische Spezialitäten bei „Kleiner Kaukasus“, mexikanisches Streetfood bei der „Berlin Burrito Company“ (sehr gut, haben wir schon getestet!), Grillkäse-Sandwiches bei „Frau Dr. Schneiders Grilled Cheese Wonderland“ oder Pulled Pork bei „Smoking Joe“: Die besten Food Trucks des Landes werden wieder alles geben, um nicht nur unsere hungrigen Mägen, sondern auch unsere Geschmacksnerven perfekt zufrieden zu stellen. Ich muss ganz dringend den Ramen Burger probieren, bei dem das Fleisch zwischen zwei Nudel-Patties eingebettet ist. Und die obligatorische Langos (dringend empfohlen bei zu viel Kaltgetränken am Vorabend) und Pommes Pervers, bei denen sich die Fries mit coolen Kumpels wie Pulled Pork und Cole Slaw, Bolognese-Sauce oder Käsesoße mit extra Jalapenos zusammentun, gehören für uns beim Hurricane schon lange zum guten Ton.

Ansonsten ist bei einem Festival dieser Größenordnung natürlich wieder vor allem die Sicherheit besonders wichtig. Das Getränkemitbringverbot bleibt darum bestehen, faltbare Trinkflaschen und leere Tetra Paks sind aber erlaubt, und die Trinkwasserstellen sollen noch einmal aufgestockt werden und sogar im Pit vor der Bühne wird es erstmals welche geben (total großartige und eigentlich überfällige Idee), so dass niemand Sorge haben muss, zu wenig (Wasser!) zu sich nehmen zu können. Sehr toll finde ich auch nach wie vor das „Wo geht’s nach Panama?“-Konzept: Fühlt man sich plötzlich, egal aus welchem Grund, unwohl, belästigt oder man hat entsprechendes beobachtet, ist geschultes Personal vor Ort, das nach Äußern dieser Frage sofort die betroffenen Personen an einen sicheren Platz bringt.

Ihr seht schon: Alles ist angerichtet, und damit ihr euch hinsichtlich all der vielen Bands, über die wir hier noch gar nicht gesprochen haben, nicht unnötig viele Gedanken machen müsst, haben wir zu guter Letzt unseren persönlichen obligatorischen Laufplan für euch, den wir nach Kräften einhalten werden, um euch im Anschluss von diesen Bands und Künstlern zu erzählen. Übrigens sind nach wie vor Kombi- und Tagestickets zu haben! Der Preis für ein Hurricane-Wochenende (ohne Resort-Schnickschnack) liegt derzeit bei stabilen 189,00 Euro; die Tageskarten für Freitag, Samstag und Sonntag kosten je 99,00 Euro. Alles ist über den Ticketshop auf hurricane.de zu bekommen.

Wir sehen uns in Scheeßel!
(das Southside beleuchten wir hier nicht näher, weil wir da nicht hinfahren!)

Donnerstag, 20.6.:

19:00 - 20:30, Wild Live Stage (Campingplatz): Beauty & The Beats
(es kann kein besseres Warmup geben als bei Jannek Schmitt, der in atemberaubendem Tempo alles partytauglich ineinander mixt, was in den letzten Jahren mal ein Hit war - auch, wenn das auf den ersten Blick nicht immer zusammen passt, macht das einfach ungeheuer Spaß)

Freitag, 21.6.:

15:30 - 16:15, River Stage: Shame (Postpunk, Indierock)
18:15 - 19:15, River Stage: Cigarettes After Sex (mondän, samtschwarz, Indiepop)
oder
18:15 - 19:15, Coast Stage: Gurr (Girl-Punk, sehr cool)
19:15 - 20:15, Mountain Stage: Leoniden (Abriss, unkategorisierbare Popmusik mit 1000 Einflüssen)
20:00 - 21:00, Coast Stage: Die höchste Eisenbahn (Pop, Soul, Funk, Riesentexte, Lieblinge!)
20:45 - 22:00, Forest Stage: Parkway Drive (Metalcore, Abriss)
00:30 - 02:00, River Stage: Tame Impala (Psychedelic Rock, Indiepop, Folk)

Samstag, 22.6.:

13:00 - 13:45, Mountain Stage: The Dirty Nil (Grunge, Rock, Emo)
13:45 - 14:30, River Stage: IDLES (Britpunk, wütend, genial)
15:00 - 16:00, River Stage: Fünf Sterne Deluxe (Hiphop, Oldskool, guilty pleasure)
15:45 - 16:45, Forest Stage: Frank Turner & The Sleeping Souls (Indierock, Heartland Rock, Punk, Folk)
17:30 - 18:30, Mountain Stage: Muff Potter (Indierock, Punk, deutschsprachig, Helden!)
18:30 - 19:30, Coast Stage: Johnny Marr (Ex-The Smiths, Britpop, Legende!)
19:30 - 20:30, Mountain Stage: La Dispute (Post-Hardcore, sehr stark)
oder
19:15 - 20:30, Forest Stage: Bloc Party (Indiepop, New New Wave, Discopunk, Helden!)
21:15 - 22:30, Forest Stage: AnnenMayKantereit (Indie-Folk-Pop, Hits Hits Hits)
23:15 - 00:45, Forest Stage: Mumford & Sons (Stadion-Folk, Little Lion Man, fantastisch)
00:45 - 02:00, Blue Stage: Steve Aoki (EDM-Abriss für den der’s mag)

Sonntag, 23.6.:

12:00 - 12:30, Forest Stage: SWMRS (Pop-Punk, Emo, macht Spaß)
12:30 - 13:00, Coast Stage: The Gardener & The Tree (Folkpop, Tipp, wird schön!)
13:00 - 13:45, Forest Stage: Skinny Lister (Irish Folk- und Americana-Punk mit viel Herz)
14:45 - 15:45, River Stage: Bear’s Den (Folkpop, lange Bärte)
16:15 - 17:15, River Stage: The Streets (Indie, Grime, Hiphop, Legende!)
17:45 - 19:00, River Stage: Interpol (Indierock, Postpunk)
19:45 - 22:00, River Stage: The Cure (Ikonen, Düsterpop, New Wave)
22:00 - 00:00, Forest Stage: Foo Fighters (Rockmaschine)


Hier noch einmal die harten Fakten:

Was? Hurricane Festival 2019
Wann? Donnerstag, 20.6., bis Sonntag, 23.6.2019
Wo? Scheeßel, Eichenring
Wieviel? Kombitickets 189,00 Euro, Tagestickets Fr/Sa/So je 99,00 Euro
Mit wem? Foo Fighters / Mumford & Sons / Die Toten Hosen / The Cure / Macklemore / Tame Impala / Steve Aoki / AnnenMayKantereit / Parkway Drive / Interpol / Bilderbuch / Bloc Party / Papa Roach / Wolfmother / Bosse / Flogging Molly / Frank Turner & The Sleeping Souls / Enter Shikari / The Wombats / 257ers / Trettmann / The Streets / Christine & The Queens / Cigarettes After Sex / Royal Republic / Descendents / Faber / Bausa / Ufo361 / Die Orsons / Alice Merton / Muff Potter / OK Kid / Elderbrook / Fünf Sterne Deluxe / Yung Hurn / La Dispute / Me First & The Gimme Gimmes / You Me At Six / Bear’s Den / Großstadtgeflüster / Teesy / Johnny Marr / Betontod / Zebrahead / Lauv / Die höchste Eisenbahn / Leoniden / Pond / Alma / Flux Pavilion / Schmutzki / Montreal / Pascow / Neonschwarz / Shame / IDLES / Mavi Phoenix / The Gardener & The Tree / Enno Bunger / Skinny Lister / SYML / Moguai / SWMRS / Gurr / Danger Dan / Razz / Sookee / Ten Tonnes / Alex Mofa Gang / The toten Crackhuren im Kofferraum / Black Honey / Rosborough / Steiner & Madlaina / The Dirty Nil / The Sherlocks / Lion / Sea Girls / Abramowicz / ULF / Hurricane Swim Team / Highheelsneakers / Querbeat / Radio Havanna / Beauty & The Beats / D.Klang



Text: Kristof Beuthner