Rezensionen 08.10.2018

Jessica Einaudi - Black And Gold [Overhear / Indigo]

Eine Review über Jessica Einaudi, ohne darauf zu verweisen, dass ihr Vater der große Komponist Ludovico Einaudi ist und gute Musik so gesehen in der Familie liegt? Schwierig, aber halt auch ungerecht, ihr Talent rein über den Familiennamen zu definieren. Darum sei der Sache mit diesen einführenden Worten Genüge getan.

Denn Jessica Einaudi hat in den letzten Jahren genug unternommen, um sich selbst einen relevanten Namen in der Szene zu verschaffen. Da wäre das gemeinsame Album mit ihrem Ehemann Federico Albanese unter dem Moniker La Blanche Alchimie oder ihr erstes eigenes Werk, das noch unter dem Namen J Moon erschien und genau wie ihr neuer Longplayer „Black And Gold“ von Federico Albanese produziert wurde - was auch nicht die schlechteste Hausnummer ist, immerhin ist uns der Gute durch seine wunderbaren Klavierwerke sehr ans Herz gewachsen und man darf zuversichtlich sein, dass er weiß, was er tut. Aber auch hier sollen die Referenzen nicht über die Kunst Jessica Einaudis gestellt werden - denn die Italienerin mit der beeindruckenden Lockenpracht legt in „Black & Gold“ ein sehr schönes Album vor, das durch die Reduktion in der instrumentalen Breite einen sehr intimen Touch bekommt. Ein Keyboard, sehr selten auch mal ein analoges Klavier, ein Gitarrenlick, das im Hintergrund verhallt und sehr dezente Beats - was dann doch nach einigem klingt, bleibt angenehm hintergründig, denn „Black And Gold“ lebt von der Aura, die Einaudis Stimme transportiert - zuweilen hypnotisch, schwebend, aber dabei dann doch wieder so direkt, dass die Vocals problemlos als warm-weiches Kissen fungieren, in das man sich nur zu gern betten mag, denn sie klingen dabei so ungekünstelt und unaffektiert, dass das intime Storytelling der zehn Stücke auf „Black And Gold“ trotz aller Sanftmut und Leichtigkeit nie an Bodenhaftung verliert. Der edle Approach an Songwriter- und Dreampop lässt den Albumtitel Wirklichkeit werden: Mit sachtem Fluss umschmeicheln die melancholischen Melodien das Ohr, streicheln die Seele, faszinieren durch ihre schwerelosen Arrangements. Schwarz und Gold: Der dunkle, häufig introspektive Duktus von Einaudis Texten, gepaart mit den glänzenden Kompositionen dieser verträumten, doch niemals vollends weltfernen Songs - das passt. Highlight der Platte ist übrigens der nur knapp zweiminütige, von wabernden Drones getragene Ambient-Blues von „Among The Shadows“, der ganz kurz Assoziationen zu den brillanten Birds Of Passage weckt.


Text: Kristof Beuthner