Ungerechterweise war mir Yoav vor allem durch einen Coversong im Gedächtnis geblieben: Da hatte er doch „Where Is My Mind?“ von den Pixies zum Soundtrack von Zack Snyders „Sucker Punch“ beigesteuert. Die richtige Frage müsste lauten: Warum bin ich damals nicht drangeblieben?
Zum einen ist die Vita dieses Mannes recht spannend zu lesen: Geboren in Tel Aviv, dann aufgewachsen in Kapstadt, in London studiert, lebt jetzt auf Ibiza. Das macht Yoav dann wohl zu einem Menschen, den man Globetrotter nennt. Und so kommt es dann vermutlich auch, dass er seinen Sound aus so vielfältigen Einflüssen speist, um damit etwas einzigartiges zu erreichen - schwer genug in einer Zeit, in der man alles schon mal irgendwo gehört hat. Und siehe da: Die versprengselt-psychedelischen Folk-Epen von José Gonzalez‘ Junip, Asgeir Traustis umarmende stilistische Wandlungsfähigkeit nebst Hang zum Pomp und James Blakes dämmernd-nachtschwarzer Synthie-Soul fallen einem bereits während der ersten beiden Songs ein; man hört ja bei aller Bescheidenheit auch nicht erst seit gestern Musik und mag sich nach diesen ersten Eindrücken schon entspannt zurücklehnen. Yoavs Ansinnen aber als gescheitert zu betrachten, greift meilenweit am Punkt vorbei - er hat mit „Multiverse“, das seinem Namen alle Ehre macht, eine Klangwelt erschaffen, die variantenreich und versiert inszeniert internationalen Vergleichen Stand hält. Yoav ist definitiv nicht darauf zu reduzieren, den Granden nachzueifern - er speist den Sound der unbestreitbaren Vorbilder mit Elementen aus Dubstep, Dreampop, Trip Hop und R’n’B, gönnt sich hier und da mal einen mäandernden Beat, durch die Bank viel Grandezza und Klasse, die poppig-nachvollziehbare Linie wird immer wieder auf erfreuliche Weise von dramaturgisch auf den ersten Blick diffus konstruierten Stücken wie dem unsteten „Touch“ unterbrochen; „One Nature“ ist beinahe schon ein Dance Track, gleich danach wabert die Interlude „Initiate Sequence“ wie in Hans Zimmers „Interstellar“-Soundtrack durch den Raum. Vorhersehbarkeit Fehlanzeige - da werden wir, die wir dachten, wir hätten dieses Album früh durchschaut, auf sehr belohnende Weise eines besseren belehrt.
„Multiverse“ verdient diesen Namen deshalb, weil es sich nicht auf ein Genre beschränken lässt, als roten Faden allein Yoavs einnehmende Stimme aufbietet und ungeheure Vielfalt als Maß aller Dinge propagiert. Und das ist gut so! Denn Yoav ist mehr als sein Coversong von einst - ein unheimlich talentierter Künstler mit wachen Augen und verspieltem Geist; mit einer Platte, die vielleicht hin und wieder irritieren mag, aber definitiv zu keinem Zeitpunkt Spannung entbehrt.
Text: Kristof Beuthner