Rezensionen 04.07.2012

Adele & Glenn - Carrington Street [Glitterhouse / Indigo]

Fast mag man schon gar nicht mehr das Wort "Sommerpop" in den Mund nehmen, weil es im Bezug auf dieses Album jeder macht, aber es passt eben so gut zum neuen Glitterhouse-Release von Adele Pickvance und Glenn Thompson, kurz Adele & Glenn und of-Go-Betweens-Fame. Manchmal ist es auch okay, wenn alle eine Band mit der gleichen Genrezuordnung labeln.

"Carrington Street", das gemeinsame Albumdebüt, macht den herbeizitierten Sommer vor allem durch seine exorbitante Leichtigkeit und Beschwingtheit, mit der die beiden ihre Songs, thematisch das australische Stadtleben behandelnd (Summer in the City, anyone?), vortragen. Die Arrangements aus Gitarre, Bass, Drums und Stimme sind klassisch und klingen luftig und locker, charmant und auf angenehmste Art und Weise eingängig; mischen Bluegrass mit Folk und dezenten Country mit Pop. Manchmal wirken Stücke wie "I Dreamt I Was A Sparrow", "City Of Sound" oder "Tomorrow Today" ein bißchen wie die exaltierte Version von Belle & Sebastian, die letztere auf ihrem 2006er Album "The Life Pursuit" für sich entdeckt hatten, aber nie verfeinert anbieten konnten. Vielleicht geht es explizit mir so, doch Adele & Glenn hören sich vielfach so an, als würden sie die Quintessenz dieser Tunes herauskristallisiert und mit noch mehr Sonne versetzt haben. Wir hören entweder Wechsel- oder bildhübschen Harmoniegesang der beiden; Melodien mit Folkanleihen, die so catchy sind, dass man sie zuerst mitwippt und später mitsingen möchte. Und was "Carrington Street" vielleicht auch so sommerlich macht, ist das gänzliche Fernbleiben von Melancholie. Alles strahlt und glänzt in den buntesten Farben, wie ein Sonnentag am Fluss oder auf der Veranda des Pubs deines Vertrauens (speziell bei "Auntie Nelly" ist das so). Eine Platte, die klingt wie aus dem Ärmel geschüttelt, aber trotzdem raffiniert geschrieben wurde, was ja allenthalben als Kunst angesehen wird - Adele & Glenn ist da wirklich ein großer Wurf gelungen, der famosen Spaß macht und von dessen Schönheit man mindestens bis zur nächsten warmen Jahreszeit wird zehren können.

 

Text: Kristof Beuthner