Und wenn jetzt noch jemand einen Beweis dafür braucht, dass isländische Musik und Morr Music zusammen passen wie Pizza und Tomatensoße, dem sei von dem neuen Album der Band Amiina erzählt. Und ein kleiner Exkurs verpasst. Denn wer hat das Bild von isländischer Musik, wie es sich die meisten malen, am wesentlichsten geprägt? Richtig, Sigur Rós. Und was wären Sigur Rós in ihren Anfängen ohne eine sehr intensive Streichersektion gewesen? Vermutlich weniger groß.
Und hier kommen dann Amiina ins Spiel, denn die waren lange Zeit eben mit ihren Streichern für die Hintergrundtöne bei Sigur Rós verantwortlich und sind es manchmal immer noch. Haben sich allerdings vor vier Jahren mit dem Album „Kurr“ emanzipiert und ein Wunderwerk fragil-versponnener Folkmusik aufgenommen. Und nun veröffentlichen sie ihr neues Werk wo? Richtig, beim Berliner Label Morr Music, home of the icelandic bands Seabear, Sin Fang, Soley, Benni Hemm Hemm und, und, und. Der Kreis schließt sich, es kommt zusammen, was zusammen gehört. Amiina ist vom Quartett zum Sextett gewachsen, hat das musikalische Gesamtbild um dezente Elektronik und ein Schlagwerk aufgestockt, dabei aber das Tupfen auf Glockenspielen, das Weben von Klangteppichen und das benutzen allerlei unkonventioneller Musikinstrumente aus dem Hobbyraum nicht vergessen. Heißt: die Weiterentwicklung, abzulesen auf dem zweiten Album „Puzzle“, bedeutet ein Anfüllen des herrlich wabernden, tief mystischen Amiina-Sounds und somit die Kreation einer der wunderschönsten Folkplatten, die ich jemals gehört habe. Dabei habe ich nicht mal mehr Lust, andauernd dieses Klischeebild von nebelbewaberten Seen und Lichtungen, auf denen Elfen tanzen, zu malen. Und eigentlich darf man zu dieser Musik sowieso erdenken und erträumen, was man möchte. Vielleicht den x-ten geistigen Island-Trip, vielleicht den Waldspaziergang, vielleicht das Erleben des Sonnenaufgangs auf einer raureifbedeckten Wiese. Die Musik von Amiina ist tatsächlich magisch. Sie ist zerbrechlich und gleichzeitig kraftvoll, ungreifbar und vollkommen faszinierend.
Text: Kristof Beuthner
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