Rezensionen 26.09.2012

Azure Ray – As Above So Below (EP) [Affairs of the Heart]

Zu Beginn der 0er Jahre war Omaha/Nebraska ‚The Indie-Place To Be‘. Getreu nach dem Kommunen-Motto ‚Meins ist Deins und Deins ist Meins‘ tauschte man unter dem Deckmantel des Saddle Creek-Labels Ideen, Bandzugehörigkeiten und auch Lebenspartner. Das brachte Indie den Folk zurück und gleichzeitig ein Quäntchen Hippietum in die Hipster-Bohéme.

Außerdem wurden uns ganz nebenbei grandiose Formationen wie Bright Eyes, The Faint, Now It’s Overhead und eben Azure Ray beschert. Orenda Fink (Frau von The Faint Sänger Todd Fink) und Maria Taylor (Ex-Freundin von Saddle Creek Gründer und Bright Eyes Chef Conor Oberst), die beiden Label-Musen hinter Azure Ray, haben sich nach ihrer Auflösung 2004 vor zwei Jahren wieder reuniert und sind mit ‚Drawning Down The Moon‘ zu alten Qualitäten zurückgekehrt. Beide haben sich auf ihren Soloalben auf Songs im Bandformat, will heißen ohne ausufernde elektronische Akzente und Passagen, konzentriert. Vor allem Taylor hat mit dem 2009er ‚Ladyluck‘-Album und dem letztjährigen ‚Overlook‘ nicht nur die Trennung von Bob Dylan-Reinkarnation Conor Oberst vertont, sondern auch gleichzeitig dem grundsoliden Singer/Songwritertum gefrönt. Vielleicht war das der Grund, warum das elektronische Alleinstellungs-Merkmal des Azure Ray Sounds sozusagen als Kontrapunkt zu den Solopfaden so explizit hervorgehoben werden konnte. Bei ‚To This Life‘ stampfen düstere Slow-Motion Beats unterkühlt vor sich hin und werden nur von Appegiator-Bässen und minimalen Synthie-Einsätzen unterbrochen. Das wirkt durchproduzierter und präziser als noch zu ‚Hold On Love‘-Zeiten. Dagegen stehen jedoch immer noch Songs wie ‚We Could Wake‘ und ‚Scattered like Leaves‘ als Blaupausen-Songs des Duos: mehrstimmiger, flächiger Gesang wird mit halligen und echolastigen Einwürfen und spärlich eingesetzten dumpfen Beats unterfüttert. Und wenn bei ‚The Heart Has It’s Reason‘ zu melancholischen Pianoklängen und Meeresrauschen über die vergebliche Suche nach der perfekten Liebe gesungen wird, untermalt mit vielen Uhs und Ahs, wird klar: Auch verklärte Kommunen-Welten haben ihre Schattenseiten – ein Glück für uns.

 

Text: Thomas Markus