Rezensionen 31.07.2012

Ben Zabo - Ben Zabo [Glitterhouse / Indigo]

Afrikanische Musiker sind im Glitterhouse-Kosmos nichts neues mehr; besonders Labelfreund Chris Eckman, der lange durch Afrika reiste, Musiker traf und entdeckte und mit ihnen zusammen spielte, macht sich nun immer öfter als Förderer wahrer Perlen verdient.

Mit Tamikrest hat er es mittlerweile auf zwei Alben gebracht, beim Dirtmusic-Projekt wirkte er selbst mit. Nun erscheint mit "Ben Zabo" die Platte eines weiteren Künstlers aus Mali, der im Gegensatz zu Tamikrest nicht dem Volk der Touareg entstammt, sondern quasi über eine doppelte kulturelle Identität verfügt, den Stämmen der Bo und der Bambara namentlich, der Volksgruppe der Bwa ethnisch. Das sei zur Hintergrundinformation erzählt. Im Ansatz ähnlich wie bei der Touareg-Band ist es auch Ben Zabos Ziel, seine kulturelle und gesellschaftliche Herkunft in Musik zu verwandeln, ein Bewusstsein für seine Abstammung zu verkörpern, aber auch Missempfindungen auszudrücken - und gleichzeitig die Menschen zum Tanzen zu bringen. Und diese Herkunft klingt im Gegensatz zu dem beinahe sphärischen, mäandernden Blues- und Wüstenrock Tamikrests wesentlich elektrifizierter, energetischer. Sie vereint diverse musikalische Stile, nährt sich aus Einflüssen von Funk, Rock, Afrobeat, hin und wieder auch Reggae und Blues - und sie klingt um einiges treibender, man könnte auch sagen: tanzbarer. Die sieben Stücke auf "Ben Zabo", die weitestgehend in seiner Heimatsprache Bomu geschrieben sind und gesungen werden, handeln von Frieden und Gerechtigkeit, von der Disfunktionalität der heutigen Gesellschaft und ihrer Selbstdekonstruktion; sie sind Loblieder und Ehrerbietungen an die Frauen seiner Heimat, deren Liebe und aufopferungsvolle Fürsorge trotz größter Widrigkeiten für ihre Kinder häufig das einzige sind, was sie an eine gute Welt glauben lässt. So erzählt es Ben Zabo, und so lässt er es durch die Intensität seines Gesangs den Zuhörer spüren. Lyrisch wird es für uns hierzulande häufig schwer bleiben, afrikanische Musik nachzuvollziehen; vieles überträgt sich eben durch die spezielle Atmosphäre, die dort ansässige Künstler durch ihre Musik nach außen tragen. Und "Ben Zabo" klingt in jeder Sekunde selbstbewusst und energisch; seine Lieder sind kreativst instrumentiert und äußerst mitreißend. Da gibt es noch vieles zu entdecken für uns.

 

Text: Kristof Beuthner