Die neue Single "Where are we now" ist überraschend NICHT jetztzeitig. Bowie bleibt sich treu und tut, was er schon in den 70ern besonders gut konnte: sich von Berlin inspirieren lassen.
Wenn ich an David Bowie denke, kommt mir als erstes der Koboldkönig Jareth in den Sinn, der kopfüber Treppen steigen kann und in einem riesigen Labyrinth lebt. Ja, der 80er Jahre Film "Die Reise ins Labyrinth" war wohl ein Höhepunkt meiner prepubertären Fernseherfahrungen. Erst danach kommen wilde Mitgröl-Erinnerungen bezüglich "Space Oddity". Und "Heroes" hörte ich tatsächlich das erste Mal in der deutschsprachigen Version von Mia.
Dass die Berlin liebende Band gerade ein Lied von Bowie gecovert hat kommt nicht von ungefähr, Bowie schrieb dieses Lied in seiner "Berlinerphase" und auch seine neue Single handelt von dieser Zeit.
Ein unaufgeregter Sound, der an seine früheren Balladen und auch an Coldplay denken lässt, und darüber singt Bowie mit leicht krächzender Stimme "hard to get the train from Potzdamer Platz [...] man lost in time near KaDeWe".
Auch den Videoclip zu der Single kann man wohl eher als rückwärtsgewandt bezeichnen: Bowie sitzt als Puppe in einer Art Künstleratelier und im Hintergrund laufen schwarz-weiß Aufnahmen von Berlin, mehr passiert eigentlich nicht. Das hätte bereits die Videotechnik in den späten 70ern geschafft.
Doch wie ein Pressesprecher zum Erscheinen der Single erwähnt, war und ist Bowie "die Art von Künstler, die schreiben, was sie wollen, und auftreten, wann sie wollen." So fängt Bowie auch mit 66 Jahren nicht damit an irgendwelchen Trends hinter herzulaufen. Früher war er dafür bekannt und berühmt Trends zu vorauszusehen, heute wird er es vielleicht indem er sie vollkommen ignoriert.
Die Single erscheint an seinem Geburtstag dem 08.01.2013 und am 11.März diesen Jahres soll dann auch das Album "The Next Days" folgen. Bis dahin bleibt offen ob "The past Days" nicht ein besserer Title gewesen wäre. Die Single lässt es vermuten.
Text: Lasse Scheiba