Neuigkeiten 20.07.2015

Der Countdown läuft. Das Appletree Garden leuchtet schon.

Ich habe die Bilder noch sehr gut im Kopf und garantiert noch Reste vom Schlamm des letzten Jahres in irgendeiner winzigen Ritze meiner Gummistiefel. Aber was letztes Jahr schon den Genuss in keinster Weise getrübt hat, wird dieses Jahr gar nicht passieren. Das Appletree Garden 2015 wird fantastisch, in jeder Hinsicht.

Also na gut, ich erzähle es doch nochmal. Von den schier unendlichen Regengüssen kann ich berichten, die den Diepholzer Bürgerpark im vergangenen Sommer in eine Matschwüste verwandelten, Autos mit dem Boden verschmelzen ließen und manchmal wirkten, als kämen sie von allen Seiten. Von dieser unbändigen Aufbruchsstimmung muss ich dann aber auch schreiben, die einen erfüllte, hatte man erst begonnen, die Nässe zu ignorieren und sich diesem liebevollen Stück Festivalsommer und all den Lampions hinzugeben. Ich erinnere mich einfach viel zu gerne an ein Wochenende, an dem ich die Bequemlichkeit aus dem Fenster warf, zu FM Belfast durch die Gegend sprang, HVOB entdeckte und am nächsten frühen Nachmittag in der mehr als hochverdienten Sonne erlebte, wie bei AnnenMayKantereit 5000 Lebensgeister wieder erwachten, sich aus den durchnässten Regencapes schälten und sich ungläubig wie glücklich die Augen rieben. Was für ein Fest.

So gesehen sollte man eigentlich annehmen, dass es egal ist, wie das Wetter wird, weil es dem Spaß keinen Abbruch tut. Ist ja sowieso ein ehernes Festivalgesetz. Trotzdem wünscht man sich natürlich Sonne satt. Allein weil es für die Veranstalter die Hölle gewesen sein muss, die ganzen Schäden zu beseitigen und das Gelände wieder in einen einigermaßen begehbaren Zustand zu verwandeln. Es wird lange, lange gedauert haben.

In drei Tagen (morgen können wir schon übermorgen sagen, yeah!) ist also Diepholz wieder Norddeutschlands best sounding place to be, und die Bands, die dafür sorgen, setzen in der festivaleigenen Historie gleich mal neue Maßstäbe. Da wäre hervorzuheben, dass man beim Appletree Garden dieses Jahr mehr denn je das Überraschungsmoment evoziert. Waren es in den letzten Jahren immer nur ein Secret Act (u.a. Käptn Peng und Hundreds), erwarten uns 2015 gleich vier Überraschungen. Eine gleich zum Warmup am Donnerstag, satte drei am Sonntag. Das Rätselraten darf jetzt beginnen. Und weil das Booking gewohnt stilsicher ist, wird die Neugier ziemlich sicher mit was tollem belohnt.

Ah, ich sagte Booking und neue Maßstäbe. Ja, die Klasse ist riesig: Zu den Rückkehrern AnnenMayKantereit, deren Siegeszug über dein Herz als Freitagsheadliner auf der großen Bühne weiter geht, gesellen sich mit Reptile Youth (pures Entertainment), Coely (äußerst hoffnungsvolle Newcomerin), BRNS (dancy catchy Experimentpop) und Sizarr (irrsinnig talentierte Band) gleich vier weitere alte Bekannte aus den letzten Appletree-Ausgaben. Das Wiedersehen mit Erlend Øye und den allmächtigen Tocotronic, ersterer mit einem der besten Alben des vergangenen und letztere mit einem abermals grandiosen Album des aktuellen Jahres, wird ohnehin höchst festlich.

Aber dieses Jahr wirkt das Lineup wirklich noch einmal bis in die letzte Faser gesteigert. Die versponnenen Dänen von Blaue Blume (ja, die heißen so) werden den Donnerstag eröffnen, eine Magic Show von The Great Joy Leslie den Freitag und die göttliche Alice Phoebe Lou den Samstag. Besonders letzteres dürfte nachhaltig in Erinnerung bleiben; wer dieses kleine Persönchen mit dieser unfassbaren Stimme schon mal gesehen hat, wird wissen, was ich meine.

Und a propos unfassbare Stimme: Die hat Jesper Munk auch. Der deutsch-dänische Songwriter hat vor kurzem ein gnadenlos gutes zweites Album veröffentlicht, auch auf ihn muss man sich hart freuen. Immer wieder klasse sind die Intergalactic Lovers, und Tour of Tours - das Bandprojekt um Tim Neuhaus und Stefan Honig - wird sicherlich sehr sehenswert sein. Absolut gespannt sein muss man auf Die Nerven, die kürzlich als Neuzugang des geschmacksfesten Glitterhouse-Labels präsentiert wurden und nicht zu Unrecht als die aufregendste aktuelle hiesige Punkband gelten.

Nächtliche Grandezza zum Tanzen gibt es von The Acid (übrigens darf auch nach den letzten Bands mangels genervter Nachbarn noch lange zu feinsten Tunes weiter getanzt werden), perlenden Indiepop von Oscar & The Wolf, eine mehr als vielversprechende One-Man-Show zwischen Dubstep und Soul von Jack Garratt, vibrierenden Folkpop von Jake Isaac und angejazzt poetischem Soul von Benjamin Clementine. Und über die Österreicher von Wanda sind ja ohnehin in aller Munde. Da es auch freundlicherweise zwischen den Bands immer zehn Minuten Pause gibt, kann man angenehm zwischen den beiden Bühnen wechseln und alles anschauen, was man will. Stressfrei. Yeah.

Wer sich wider Erwarten nicht auf die Bands freuen möchte, der hat bestimmt trotzdem die liebevoll-einladende Atmosphäre unter den beleuchteten Bäumen im Bürgerpark im Kopf; die netten Menschen vor und hinter den Ständen und Bühnen; die vielen, kleinen Details, die klar machen, warum das Appletree Garden inzwischen so weite Kreise zieht und so innig geschätzt wird. Kein Wunder (und das ist der Haken für euch jetzt, die keine Karte haben), dass das Festival natürlich schon wieder seit Monaten restlos ausverkauft ist.

Aber ihr habt ja uns. Wir erzählen euch natürlich nächste Woche ganz viel. Wer die geheimnisvollen Lücken im Zeitplan gefüllt hat, warum Handbrot immer noch das tollste Festivalessen ist und ob wir uns in Diepholz immer noch so pudelwohl fühlen. Weiter unten geben wir euch auch nochmal den Zeitplan mit auf den Weg. So als Appetizer und Loch-ins-Herz-Bohrer (wenn das der Fall ist: Wir fühlen mit euch!).

Wir sehen uns bei den Apfelbäumen!

Hier nochmal die harten Fakten:

Was? Appletree Garden Festival 2015