Einmal noch richtig schön durchatmen, ein letztes Mal die Campingsachen checken. Regencape? Komm, einmal geht noch. Ohrenstöpsel sind weg, aber das ist jedes Jahr das gleiche. Holen wir neu. Was ist hier los? Ganz einfach: Die Festivalsaison 2012 erlebt zu ihrem Ausklang eines ihrer allergrößten Highlights - das Bootboohook in Hannover.
Das vom Hamburger Label Tapete Records in Zusammenarbeit mit Hannovers Kulturzentrum Faust gehostete Festival feiert in diesem Jahr sogar ein Jubiläum und wird am kommenden Wochenende fünf. Die bisherigen vier Ausgaben manifestierten den Status des Bootboohook als Schaukasten für tolle, auch noch nicht überall bekannte, labeleigene Bands (Montag, The Late Call, The Grand Opening) und Zugänge mit größerem bis sogar großem Namen aus aller Welt (Wir sind Helden, Hot Chip, Young Rebel Set). Das große Plus: Mit 5000 Besuchern ist die Atmosphäre auch bei den Headlinern sehr familiär; seit 2009 können sie sich zudem auf insgesamt drei Bühnen verteilen: eine Open-Air-Stage und zwei kleinere Bühnen im Faust und im Mephisto. Für ein angemessen grünes Setting sorgte zudem der Lindener Bürgerpark, dessen Bäume das altehrwürdige Kulturzentrum säumen - und der beste Hot-Dog-Stand der Welt, an dem man ab und zu sogar die ein oder andere Band trifft.
Das Lineup bewegt sich traditionell zwischen wirklich spannenden Newcomern, Elektro-Acts und großartigen Bands von Indie über Pop bis Folk. Und auch, wenn es schwer war, dem wirklich grandiosen Aufgebot aus dem letzten Jahr noch eins draufzusetzen, ist es den Organisatoren gelungen, wenigstens wieder adäquat besetzt zu sein. Das große Highlight markieren dürfte da am Samstagabend wohl Erlend Øye alias The Whitest Boy Alive, aber auch die anderen Namen - ich nenne mal ein paar: Tocotronic, Boy, Whomadewho, Of Montreal, Fehlfarben, Dear Reader - werden für großartige Momente sorgen.
Ergänzt wird der Reigen durch eine große Menge liebgwordener Freunde. Zum Beispiel Wolke, die uns gefehlt haben in ihrer vierjährigen Abstinenz, und deren Bühnenrückkehr heiß erwartet wird. Jens Friebe, der große Lyriker und Charmeur; gleiches kann man über den unvergleichlichen Niels Frevert sagen. Der in seinen jungen Jahren jetzt schon unerreichte Moritz Krämer, letztes Jahr noch alleine und zum Heulen schön, dieses Jahr mit Band. Die bissigen Ja, Panik; Palais Schaumburg; Locas In Love. Und jede Menge Geheimtipps aus den Nischen Elektro, Folk, Kraut, Prog und Postrock: Wir freuen uns auf Tarwater, Frames, Gravenhurst, die wundervollen Isbells, Dirk Darmstaedters Me & Cassity und die dänischen Casiokids, die nachts um eins die Tentstage zum Kochen bringen werden.
Einziger kleiner Wermutstropfen: Das alte Gelände um die Faust herum wird das Bootboohook in diesem Jahr nicht mehr beherbergen. Statt dessen zieht man um in den Kronsbergpark. Man darf gespannt sein, ob sich die einzigartige Atmosphäre auch dort aufrecht erhalten lässt.
Tickets gibt es immer noch zu kaufen: Entweder über das Online-Ticketportal ticketmaster.de oder an den bekannten öffentlichen Vorverkaufsstellen. Alle drei Tage bekommt ihr für rund 60 Euronen, Campen ist nach vorheriger Registrierung kostenlos; entscheidet ihr euch spontan für einen Ausflug mit Camping, kostet das 10 Euro obendrauf.
Alle weiteren Infos, wie Anreisemodalitäten, Timetable und ähnliches bekommt ihr in gewohnt sympathischer Weise auf www.bootboohook.de.
Und auch die Nillson-Bande wird vor Ort sein und im Anschluss für euch über alles Wissenswerte, die neuesten Hörgenüsse und die besten Hot-Dog-Kreationen berichten.
Wir sehen uns in Hannover!
Text: Kristof Beuthner