Rezensionen 17.08.2012

Die Heiterkeit - Herz aus Gold [Staatsakt / Rough Trade]

Ja, vermutlich haben Stella Sommer, Rabea Erradi und Stefanie Hochmuth der Grande Dame Christiane Rösinger zugehört, und ja, sehr vermutlich hat sie das nachhaltig beeindruckt. Und unter Umständen hat Frau Rösinger mit ihrer Klasse und ihrem Stil auch Patin gestanden für "Herz aus Gold", das lange erwartete Debüt der Band Die Heiterkeit. Zur Sache tut es freilich im Grunde wenig.

Denn wir müssen schließlich davon ausgehen, dass sich die Musik nicht mehr neu erfindet, keine noch so kleine Nische mehr ausgeleuchtet und Irres daraus hervorgebracht werden kann. Wir leben in einer Welt, die von ihren Zitaten lebt. Und dann ist es doch besser, wir zitieren die zurecht geehrten Vorbilder als den vernachlässigenswerten Rest. Genug der Litanei: Es geht bei Die Heiterkeit, wenn sie mit Christiane Rösinger in Verbindung gebracht werden, vor allem um die stark lethargische Weise, schöne, leicht melancholische Melodien über geschrammelte, verschrobene Popmusik zu singen. Nicht neu, mag sein: Vor allem ist das aber eine wirklich angenehme Abwechselung zu all der Flippigkeit der neuen coolen Jugend. Und das Album ist wirklich stilvoll geraten: Die zwölf Songs auf "Herz aus Gold" mäandern mehr als dass sie treiben, und darüber singt Stella Sommer so gelangweilt as possible Zeilen wie "Für den nächstbesten Dandy wirst du mich verlassen, für den nächstbesten Dandy muss man das wohl machen" oder "Du bist so süß wie man es sein kann, über mich kommst du hinweg". Natürlich blinkt und blitzt es an jeder Ecke und an jedem Ende so holzhammerhaft ironisch, dass man sich im ersten Moment beinahe schon belästigt fühlt (ich meine: Eine Band die "Die Heiterkeit" heißt und total unheitere Songs singt, hallo?), aber das ist an "Herz aus Gold" auch wirklich nicht das, auf das man sein Augenmerk legen sollte. Viel interessanter sind die Kleinigkeiten, wie der in seiner uneindeutigen Stimmung wirklich ausgesprochen hübsche Harmoniegesang und die winzigen, ganz leicht atonalen Passagen, die immer so ein bißchen den Eindruck erwecken, als mache hier jede der drei Damen das was sie will und versänke eben nicht in reiner musikalischer und textlicher Lethargie. Hier mal ein Ton daneben, dort mal eine Note verrutscht. Das macht Spaß, weil es eben so schön das Raster der phlegmatischen Vorstellung sprengt, ohne dass es jedem auffällt, denn wer sich abwinkend abwendet, verpasst es. Damit sorgt Die Heiterkeit dann doch für selbige, und wenn es nur als Zitatsammlung taugt, dann tut es das mit entsprechendem Erfolg - aber nein, das hat schon mehr, das hat Charme. Ob der nun eigen ist oder geliehen spielt so lange keine Rolle, wie er dich einnimmt: Und Die Heiterkeit kann das.


Text: Kristof Beuthner