Rezensionen 26.09.2012

Dinosaur Jr – I Bet On Sky [PIAS / Rough Trade]

„Mal schauen was passiert, dass war und ist die Stimmung in der Band,“ sagte J Mascis in einem Interview anlässlich des Releases des 2007er Albums ‚Beyond‘. Präziser kann man das Grundprinzip des Krach-Trios nicht ausdrücken. Seit über 25 Jahren scheren sie sich einen feuchten Dreck um Trends, Label-Hypes und Genres-Neologismen.

Ob Alternative, Grunge oder Noise; ob SST, Sub Pop oder Fat Possum - Dinosaur JR standen wie ein Monolith. ‘Ear Bleeding Country‘ titulierten sie ihren Stil selbst und experimentierten mit Feedback-Gedröne, extremer Lautstärke und etablierten die Laut-Leise-Dynamik, bevor Nirvana damit weltweit in die Annalen eingingen. Überlebt haben sie aus einem einzigen Grund: Dinosaur Jr funktionieren eben nach einer anderen, ihrer eigenen Zeitrechnung, die in weiten Teilen von Alltime-Mitglied Mr. Mascis himself despotisch bestimmt wurde. Seit 2005 sind sie allerdings wieder in der Urbesetzung mit Schlagzeuger Murph und Lou Barlow unterwegs, die im Übrigen jetzt länger besteht als zur Gründungszeit Mitte der 80er Jahre. In dieser Urknall-Konstellation können sie ihr Profil schlussendlich am lapidarsten halten: Verwurzelt in ihrer eigenen weirden Coolness, geprägt von Slackertum, Skater-Habitus und dicken Brillen. Auch 2012 wartet man vergeblich auf ein musikalisches Überraschungsmoment: Uptempo Riffs (‚Pierce The Morning Rain‘), psychedelisches Gedudel (‚See It On Your Side‘), drückende Schwermut (‘What Was That’), schröddelig, angefunkte Gitarren mit gedoppeltem Nöl-Gesang (‘Don’t Petend You didn’t Know‘) und ein obligatorischer, kleiner Hit mit ‚Watch The Corners‘. Jede Bridge, jedes Break ist schon unzählige Male gehört und aus jedem Gitarrenanschlag, aus jeder Übersteuerung dröhnt einem seit je her der gleiche weltfremde Subtext entgegen: Es ist mir egal, ohne aber. Schön, wenn man sich verstanden fühlt – immer und immer wieder.

 

Text: Thomas Markus