Florence Welch, die Sängerin und Gründerin der Band Florence and the Machine, singt uns: steh wieder auf. Sie sagt es recht simpel: Es ist immer dunkel, bevor die Sonne aufgeht. In der Reihe „Ich habe einen Traum“ des Zeitmagazins sagt Welch: „Ich empfinde intensiv und glaube, dass meine Gefühle mir Dinge erklären.“ Das merkt man vor allem ihrem zweiten Album Ceremonials an, es ist ein Album für Stehaufmännchen und Tagträumer - oder solche, die es mal werden wollen. Die Songs klingen beinahe sakral, es wird viel mit Chören, Backgroundstimmen und einer sich überlastenden Musikkulisse gearbeitet. Verwischt und berstend überfallen einen die Songs.
Welch hat keine Angst vor ein paar „Todsünden“ der Moderne: Kitsch, Pathos, Intensität. Sie lebt sie aus. Sie stürzt sich in eine Mischung aus Pop, Folk und pastoralen Gesängen. Was kommt bei uns Zuhörern an: die Gänsehaut, der Wunsch mitzusingen und die Arme durch die Luft zu schleudern; zu schreien.
Viele Künstler schaffen sich eine kleine radikale Fanbasis und enttäuschen diese dadurch, dass ihre folgenden Alben immer popiger werden. Florence and the Machine scheinen es genau andersherum zu machen: Welch lässt die popigen aber auch vielfältigen Elemente ihres Debütalbum „Lungs“ weitgehend hinter sich und konzentriert sich auf einen Stil, den sie bereits in den Songs Dogs Days Are Over oder Blinding geprägt hat: wild und gefühlvoll. Überbordend und so, als würde sie darauf bauen, dass wir dieses Album immer auf voller Lautstärke hören. Denn genau dafür sind die Lieder gemacht: volle Lautstärke. Autofahrten. Wutausbrüche. Meereswellen. Pyjamaparties.
Bereits mit ihrem ersten Album hat sie die „Indieszene“ aufgemischt. Sie hat ihr den Pop, die starken Gefühlsausbrüche und die Vielfältigkeit geschenkt. Sie bricht weiter: Welch verstärkt die Gefühlsintensionen. Ihre Musik diktiert beinahe hippiemäßige Bewegungsmuster: sie fordert uns dazu auf mitzusingen, mitzugehen und somit weitaus mehr zu machen, als rumzuhopsen, uns in Electrobeats zu wiegen oder cool auszusehen. Steh auf, sei ehrlich und verdammt: lache, weine, tanze, schreie, liebe, kämpfe, verzweifle, sei intensiv, hör auf deine Gefühle.
Kitschig? Und wie! Lass es zu!
Text: Lasse Scheiba
Links zum Thema: http://florenceandthemachine.net/