Mit deutschsprachigen Liedermachern und Liedermacherbands ist es alldieweil so eine Sache. Jemand hat mal gesagt, dass es ein schwieriges Genre ist, weil man neben den Epigonen im Grunde keinen Bedarf für Backup hat. Was, wenn schon alles gesagt zu sein scheint?
Game Ove & Die Spielfiguren - "Ove, wenn und aber". Eine Band, ein Albumtitel, und schon hier gleich zwei Wortspiele. Was leider zunächst an Programmtitel unsäglicher TV-Comedians erinnert. Doch wenn man all dem Rauschen im virtuellen Blätterwald in den letzten Monaten Aufmerksamkeit geschenkt hat, weiß man, das hochklassige Leute hinter dieser Band stecken. Sänger Ove Thomsen und Sönke Torpus kennt man von den Überfliegern Torpus & The Art Directors, Bassist Hajo Cirksena musiziert ansonsten bei den Postrock-Feingeistern Frames. Und wer sich ein bißchen mit den Hamburger Küchensessions auskennt, weiß auch schon länger, dass da etwas feines auf uns wartet mit diesem Album.
Kommen wir zurück auf die Frage: Was, wenn schon alles gesagt zu sein scheint? Wenn hinter den Epigonen, den Gisberts, Moritz' und Francescos nur noch Raum für Füllmasse ist? Dann ist es vielleicht an der Zeit, das Feld der Epigonen zu verbreitern (sofern angemessen). Musikalisch kombinieren Ove und seine Spielfiguren mit cleverem Charme und hörbarer Spielfreude Songwriterpop (vor allem) mit Country, doch das ist hier gar nicht das Wichtige. Das sind nämlich die Texte, treffende und konsequent in herrlichem Plauderton vorgetragene Halbweisheiten aus dem besten Alter zwischen 20 und 30, sei es nun die berufliche Unklarheit, Stress mit Mädchen oder einfach nur der entspannte Blick über die Elbe mit einem Becher Wein in der Hand. Elbe, Hamburg, klar, dazu passt diese Musik, und das haben wir aus der besten Stadt für derartige Klänge schon lange nicht mehr so frisch und lecker gehört. Doch all die schönen Worte sind nicht durch die Bank bierernst. Es wird kräftig gezwinkert, was schnell mal klamaukig ausarten kann - doch nicht hier. Das spricht einem zu sehr aus der Seele, all die alltäglichen Unwegbarkeiten kennt man nur zu gut und weiß natürlich, dass in der Regel vor allem Humor hilft. So wird auch innerhalb der Songs kräftig mit Redewendungen jongliert ("ich heiße Oskar und bin stolz"); indifferente Betrachtungen über das Jetzt werden mit Sambuca heruntergespült und irgendwo zwischen Vorlesung und Mensa wird über das Leben und den Sinn der Masterarbeit philosophiert. Mit so viel ehrlichem Wortwitz und sprachlicher Gewandtheit konnten wir uns in hiesigem Songwritertum lange nicht mehr so gut identifizieren.
Das macht "Ove, wenn und aber" vielleicht noch zu keinem Meisterwerk, aber zumindest zu einem echt starken Vertreter seiner Zunft. Nehmen wir an, die Liedermacherszene sei ein Schachbrett. Dann stehen diese Spielfiguren definitiv in einer Reihe mit den wichtigsten Protagonisten, statt wie die Bauern nur durchgereicht zu werden.
Text: Kristof Beuthner