Stefan Honig ist zurück. Vier Jahre nach seinem letzten Lebenszeichen, dem verspielt-folkigen "Treehouse", drängt der Düsseldorfer nun mit "Empty Orchestra", erstmals auf Haldern Pop Recordings veröffentlicht, mit Macht ins Rampenlicht.
Nun sind vier Jahre ja eine verhältnismäßig lange Zeit im so schnelllebigen Business, das mittlerweile auch durchaus auf die alternative Szene zugreift. Aber erstens lebt Stefan Honig eine Liebe zur Musik, die sich nicht an Releasedaten messen lassen muss, und zweitens hat der gute Mann durchaus Zeit, denn durch seinen Job als Kindergärtner dürften die Fixkosten gedeckt sein. Und wofür man sich Zeit nimmt, das gerät auch in der Regel höchst wohlgefällig, denn Honig stand schon damals und steht noch heute für feinfühligen Indiefolk mit etwas Glanz und sehr viel Charme. Und "Empty Orchestra" klingt in vielen Punkten tatsächlich deutlich fortgeschrittener als "Treehouse". Die vier Jahre sind nicht umsonst ins Land gezogen. Das Songwriting wirkt wesentlich präziser, was allerdings auf Kosten der verspielten Komponente geht. Macht aber nichts, weil die nun fehlende Niedlichkeit des Vorgängers auf "Empty Orchestra" mit einer durchaus zupackenden, gold-melancholischen Direktheit kompensiert wird. Die Arrangements klingen reifer und edler, was sicherlich auf der einen Seite daran liegt, dass Stefan Honig als Songschreiber Fortschritte gemacht hat, auf der anderen Seite aber auch dem zuzurechnen ist, dass ihm für die Aufnahmen zum neuen Album Teile aus der Haldern Pop-Familie wie Isbell Gianni Marzo und erlesene Musikerfreunde wie Tim Neuhaus zur Verfügung standen. Auch stimmlich hat er sich übrigens entwickelt, der Herr Honig; klingt jetzt nicht mehr so zurückhaltend wie zuvor. Das geht allerdings so weit, dass er sich auf "Look What The Tide Brought In" plötzlich so anhört wie Decemberist Colin Meloy. Aber das ist ja nicht die schlechteste Referenz. Ansonsten hat "Empty Orchestra" alles, was eine gute Indiefolk-Schrägstrich-Songwriterplatte braucht: Schöne Melodien (besonders empfehlenswert: "Hunters" und "Hometowns"), eine Menge Wärme, viel Innigkeit besonders in seinen sehr reduzierten Momenten (gemäß dem Albumtitel gibt es davon einige) und herbstlichen Goldglanz. An diesem Longplayer kann man im Grunde kaum vorbeihören.
Text: Kristof Beuthner