Vor kurzem ließ ich mich zu der Aussage hinreißen, I Am Kloot wären eigentlich die beste Britpop-Band. Zumindest hat das Trio um den äußerst charismatischen Johnny Bramwell eigentlich nie ein schlechtes Album veröffentlicht. Und vor allem sind I Am Kloot eine formidable Live-Band, was ein erstes Live-Album natürlich überfällig macht.

Wer die Herren schon lange näher verfolgt, der weiß das selbstverständlich. Dem erzähle ich freilich nur wenig neues. Da wäre eben Johnny Bramwell mit seiner herrlich nöligen Stimme, ein Storyteller vor dem Herrn, dem man es, mittlerweile übrigens merklich ergraut, mit Nachdruck abnimmt, dass seine Songs von "Drinking And Desaster" handeln, wie er nicht müde wird, von der Bühne aus zu betonen. Freunde der frühen, instrumental auf das Wesentliche (Schlagzeuggitarrebass) reduzierten Phase wissen auch schon länger, dass Evergreens wie "From Your Favourite Sky", "86 TVs", "Life In A Day" oder "Twist" mittlerweile live durch die Hinzunahme einer größeren Band wesentlich opulenter klingen. "Hold Back The Night", das während der Wintertour 2013 entstand, gibt die stärker instrumentierte neuere Bandphase aber genauso beeindruckend wieder wie die ursprünglich gehaltenere Frühphase, und das ist ein Segen, weil es neu dazugewonnene Fans genauso abholt wie alte Mitstreiter. Und das wundervolle "No Fear Of Falling" gibt es ohnehin komplett akustisch.

Die Songs sind auf zwei CDs aufgeteilt und qualitativ sehr hochwertig aufbereitet. Der Klang ist klar, und doch ist die Atmosphäre eines Live-Konzerts ständig spürbar. Damit bietet das Album natürlich nichts atemberaubend Neues, es ist ja ohnehin vor allem als Verkürzung der Wartezeit auf das achte Studioalbum gemeint gewesen, das Anfang 2016 erscheinen soll. Für Liebhaber von live recordings ist es allerdings ein echter Leckerbissen, für Fans sowieso unbedingt wertvoll, und für welche, die es werden wollen, bietet es einen schönen Querschnitt durch die Schaffenshistorie einer Band, die wenn auch vielleicht nicht für jeden die beste Britpop-Band aller Zeiten, dann doch aber schließlich nicht weniger ist als eine Herzensangelegenheit.

In diesem Sinne: Wartezeit erfolgreich und stilvoll verkürzt. Mission accomplished. Ich hab jetzt aber auch Lust auf was Neues.

 

Text: Kristof Beuthner