Rezensionen 14.09.2012

Insa Donja Kai - Insomnie Joyeuse [Sonic Pieces]

Ein neues Release auf dem famosen Sonic Pieces-Label sorgt spätestens seit dem unglaublichen Album von Moon Ate The Dark für Begeisterungsstürme, ganz leise natürlich. Da wird merkbar Wert auf Qualität gelegt, nicht nur weil die CDs allesamt handgemacht und limitiert sind, sondern auch in der Nischenfüllung dieser wunderbaren Musik.

Bei Insa Donja Kai, entgegen dem Albumtitel keine Solo-Artistin, sondern ein aus Insa Schirmer, Donja Djember und Kai Angermann bestehendes Trio, handelt es sich um drei Musiker, die zwar bisher nicht unter ihrem Namen für Aufsehen gesorgt haben, sich im neoklassischen und klangmalerischen Genre aber als Begleitmusiker von unter anderem Hauschka schon ausgiebig akklimatisieren durften. Da haben sich die drei keineswegs die schlechteste Gesellschaft ausgesucht, und ob gewollt oder nicht, "Insomnie Joyeuse" hat mit dem Oeuvre des Maestro durchaus die ein oder andere Parallele aufzuweisen. Wobei man das selbstverständlich sehr weit fassen kann - in diesem Fall gemeint ist das Schaffen von Stimmungen durch minimale Mittel, hier zwei Celli und eine Portion Angermannsche Perkussion, die allerdings ebenso lautfärbend arbeitet wie die beiden Streichinstrumente, Rhythmen sind vielmehr subtil als treibend vorhanden.

Betrachten wir das neun Stücke umfassende Werk im Hinblick auf seinen Titel: "Insomnie Joyeuse", die freudvolle Schlaflosigkeit. Und schon haben mich Insa Donja Kai wieder bei einem meiner Lieblingsthemen erwischt, der Nacht mit ihren Schönheiten und Tücken. In diesem Fall scheint aus dem Gefühl des Nicht-einschlafen-Könnens eine gewisse Spielfreude erwachsen zu sein. Das Album ist in seinen Stimmungen wechselhaft, oh ja: mal wälzen sich die Klangfiguren unruhig hin und her, scheinen nach einer richtigen Position zu suchen, wie der Mensch nach der richtigen Kuhle im Kopfkissen sucht, um mit seiner Müdigkeit einen Ort zu finden. Dann steht er auf, entnervt, öffnet einen Spaltbreit die Jalousie, es fällt Mondlicht herein, und das sieht hübsch aus; man setzt sich ans Instrument und fängt eine Stimmung ein von Trägheit, Müdigkeit, aber auch Bewunderung und Hingabe an einen Moment von Schönheit, Ruhe und Frieden. Es ist hier aus diesem Mischmasch an halber Traumwandlerei und dieser schwer erklärlichen Halbschlafenergie eine Musik entstanden, die auch nicht mehr braucht als zwei Celli und Perkussion, weil die Nacht in derartigen Augenblicken von leisen Tönen lebt, denen man lauschen und folgen soll, um sie zu begreifen. Die nicht überfrachten, sondern erzählen. Ein Ende findet diese Suche nicht, das rastlos wirkende "Yurdanev" beschließt den nächtlichen Reigen und lässt den Hörer hellwach, aber verstanden zurück.


Text: Kristof Beuthner