Klaro, ich schimpfe oft über Sterilität und andere neue Sitten der populären, alternativen Musik - aber es ist schon klar, dass da auch viel spannendes passiert, und das Label Kitsuné ist da immer noch eine prächtige Adresse, für spannendes also.
Compilation", nun steht auch die zweite Ausgabe der noch recht frischen "Kitsuné America"-Reihe ins Haus, auf der die Pariser den neuesten Underground-Errungenschaften der Vereinigten Staaten huldigen. Und das kann sich erneut durchaus sehen, pardon: hören lassen. Was vor allem auffällt, ist die fast durchgehende Tanzbodenferne der fünfzehn Stücke; das hier geht eher raus an Liebhaber einer genussvollen Afterhour denn an die Shaker und Tänzer. Sämtliches Soundmaterial kommt äußerst gechillt und mit edlem Chic, irgendwo zwischen Downbeat, relaxtem House und Ambient, und gegenüber der letzten "Maison" auch erfreulicherweise wieder mit dem ein oder anderen schicken Gitarrenlick. So viel zum Drumherum, kommen wir zum Namedropping. Sicherlich zu den bekanntesten Vertretern gehört Theophilus London, vielfach ja schon als Next Big Thing betitelt und definitiv mit einem catchy Mix aus R'n'B und Dancemusic, allerdings auf eine absolut entspannte und coole Variante. Auch Toro Y Moi haben sich weitläufig in unser Bewusstsein musiziert; ihr "Say That" groovt angenehm zurückgelehnt. Das verstrahlte "Marijuana" von Chrome Sparks ist ein kleines Highlight des Samplers, zum halligen Beat gesellen sich Synthiefiepser und höchst einnehmende Loops mit bedrogt flowenden Chorälen. "Bo Jacksons" von Kent Odessa fasziniert durch seinen an sich klaren Melodiebögen, der sich aber immer ein ganz winziges bisschen von der Instrumentierung absetzt und damit für einen spannenden Verfremdungseffekt sorgt. Und als sich alles gerade mit Nummern von Gigamesh, Malandro und Jim-E-Stack in Synthiewattewolken mit dezent frickeligen Beats eingependelt hat, kommt "Put Me To Work" von PAPA daher, eine ziemlich britische Garagen-Indiepop-Nummer, die mit dem, was wir davor hatten, so gar nichts gemein hat - und das ist immerhin schon Track 12! Was für eine willkommene Abwechselung. Ist da etwa wieder eine Wachablösung in Sicht? Nein, schon der direkt darauf folgende Track "1993" von den Caves groovt wieder mit verhalten hintergründigen Vocals, Synthetik und smoothen Drums. So fließt das Album auch zu Ende, wobei der "Grand Atrium Remix" von Heartsrevolutions "Pop Heart" nochmal ein echtes Schmankerl darstellt, und die Kollaboration "Move Me" von Jhameel, DWNTWN und Giraffage alles an Anleihen auffährt, was sich die zeitgenössische elektronische Musik so gerne zu eigen macht. Soulvocals, Frickelbeats, hallend-hintergründige Drums, leicht verschlafene Stimmen - "Kitsuné America Vol. 2" ist für Dance-Aficionados ein absolutes Must-have und hinterlässt einen mit einem Mix wie aus einem Guss (mal von PAPAs Gitarrenintermezzo abgesehen) vollkommen zufrieden zurück. Es ist so, es bleibt so: Diese Schmiede weiß, wo der Hase lang läuft und garantiert einmal mehr beste Unterhaltung.
Text: Kristof Beuthner