Rezensionen 27.10.2012

Kitsuné Maison 14 - The Absynthe Edition [Kitsuné / Groove Attack]

Jetzt darf ich das Wort "Hipster" mal nicht einfach blind auf etwas hippes schreiben. Bei der französischen Plattenfirma Kitsuné handelt es sich immerhin um ein selbsternanntes Hipsterlabel, bei dem klar ist, was man erwarten darf - Musik, um die derzeitige Indie Youth glücklich zu machen.

Dafür steht das Label schon seit mittlerweile (Achtung, Jubiläum!) zehn Jahren, und ein entsprechend aufschlussreiches Hörwerk bildet regelmäßig die in Abständen erscheinende "Maison Compilation", deren mittlerweile vierzehnte Ausgabe, genannt "The Absynthe Edition", dieser Tage das Licht der Welt erblickt. Fangen wir mit dem an, was nicht sonderlich überraschend ist: Die elektrischen Klänge dominieren ein weiteres Mal. Wir wissen doch, was die Kids heute so mögen: Synthetik, hallige Vocals, 80er-Referenzen und Tanzbarkeit. You see what you get, wo Kitsuné drauf steht, ist Kitsuné drin. Es knallt und flowt an allen Ecken und Enden und drängt unverschämt offensiv mit dem Trenddrink in der Hand zum Dancefloor. Schön ist aber auch, dass die Jugend von heute es gerne wieder melodiös und poppig mag. Das tut dem Sampler mehr als gut, denn das sorgt dafür, dass er auch rappelvoll ist mit Hits. Nicht nur auf den Floor schaut, sondern auch ins Herz. Der Opener, "Maybe You" von Saint Lou Lou, bringt einen schon gut auf den Weg; der Gigamesh-Remix von Citizens!' "True Romance" ist schon beinahe unverschämt catchy mit seinen Piano-Chords. "I'm His Girl" von den Überfliegern Friends, hier zu hören im Jake Bullit-Remix, treibt mit außerordentlicher Dringlichkeit wieder zum Bewegen an; zu "Things I Didn't Know I Loved" von den Plastic Plates, zusammen mit Simon Lord, lässt sich wieder eine vortreffliche Auszeit einlegen, in der man einfach nur zuhören kann. Lorenz Rhodes "Any Kind Of Pressure", zu dem Jamie Lidell die Vocals beisteuert, klingt so authentisch nach 90er-Dance, dass man seine Freude hat, während man tanzt. Natürlich sind die unverzichtbaren Two Door Cinema Club auch dabei; ihr "Sun" kommt im sanft schiebenden "Gildas Kitsuné Club Night Remix", und auch Lykke Lis Charthelfer The Magician darf nicht fehlen; sein Beitrag "Memory" füllt im Le Crayon-Remix einen weiteren Platz in der 90er-Schublade. Zum knalligen "Venezuela" von Is Tropical schwingt die Partycrowd schon länger das Tanzbein; das mondäne "Future Waits" von Monde Ideal sorgt für den romantischen Zwischenton.

Und so hat letztlich jeder junge Mensch, der gefallen an trendy Musik findet, hier etwas, was ihr oder ihm Freude macht. Das Album ist enorm abwechselungsreich kompiliert, und da es nicht in einem zusammenhängenden Mix dargeboten wird, kommt jeder Hit in seiner Einzelstellung gut zur Geltung. Den Kitsuné Herrschaften um Gildas Loec ist ein weiterer, nahezu unbezwingbarer Beitrag zur Ausgehkultur gelungen, dem zusätzlich sogar das Kunststück gelingt, in höchstem Maße heimhörkompatibel zu sein. Auch an der vierzehnten "Maison Compilation" ist wieder kein Vorbeikommen.


Text: Kristof Beuthner