Rezensionen 14.01.2012

Luise Pop - Time Is A Habit [Siluh / Al!ve]

Geh, da schau her: eine österreichische Band vom feinen Siluh-Label erklärt uns in elf Songs, was andere Bands zuletzt im Surfpop-Genre falsch gemacht haben. Oder besser: sie zeigen uns, wie man es noch besser machen kann.

Wobei: was soll Surfpop überhaupt sein? Das kann man ja eingangs ruhig auch mal fragen. Man liest das ja überall, aber so richtig einen Reim drauf machen kann man sich eher nicht. The Drums haben halt Surfpop gespielt. Überhaupt schweben die Beach Boys ständig über diesem Subgenre. Mit denen haben Luise Pop allerdings so gar nichts zu tun. Machen Metronomy Surfpop, weil sie so schön nach Strand klingen? Any-fuckin'-way: "Time Is A Habit" ist das zweite Album dieser wirklich tollen Wiener Band, und es stellt einen ebenfalls wirklich tollen Einstieg in das Tanzjahr 2012 dar. Weil es ziemlich unmöglich ist, durch das wundervoll Energetische, das die elf Songs der Platte versprühen, still zu sitzen und nicht wenigstens irgendein Körperteil zu bewegen. Dass die Platte zieht und treibt ist eine Sache und für sich schon ziemlich prima; das wirklich Zwingende aber ist das ausgezeichnete Songwriting, das wir auf Songs wie der Single "Black Cat" finden, dem verboten catchy daher kommenden "Slow Motion", dem köstlich exaltierten "Fat Yellow Moon" oder auf dem Titeltrack, bei dem die Todsünden zur Gewohnheit erklärt werden. Und zwischendurch, bei all dem Treiben, Tanzen und Ziehen, brilliert die Band mit Tracks zwischen schleppender Lethargie und mäanderndem Lärm, wie auf dem fabelhaften "Desperate Times", das sogar mit einem beinahe hymnisch zu nennenden Finale aufwarten kann. Wenn man möchte, könnte man Luise Pop auch gerne in die sogenannte Riot-Grrrll-Ecke stellen. Es würde dieser Ecke ihr Gesicht retten, wenn man es täte. Denn "Time Is A Habit" ist über seine vollständige Laufzeit angenehm unaffektiert, sondern einfach irrsinnig nahbar und direkt. Der gute Song steht über nerviger Attitüde. Und dann persiflieren die auch noch Right Said Fred. Kann man eigentlich nur gern haben.

Text: Kristof Beuthner