Ein Färinger macht sich auf, den Pop zu retten. Den Singer-Songwriter-Pop, den mit 1960er-Einschlag und ganz viel Schmiss. Beach Boys, Simon & Garfunkel, Beatles - all das schwingt und bezirzt in diesem wunderbaren Folkalbum.
Und wer jetzt gelangweilt abwinkt, weil er sagt, dass es das ja alle Nase lang oder an jeder Ecke gibt, dem sei gesagt, dass das nur ein Teil der Wahrheit ist. Denn wo musikalisch mittlerweile nur noch für Verblüffung gesorgt werden kann, wenn man das Strophe-Refrain-Schema möglichst weit aufhebelt, schwelgt man auf der anderen Seite in ausgefeiltem Wohlklang. Und da kommt Marius Ziska ins Spiel, lehnt sich weit zurück und besinnt sich auf ein allumfassend brillantes musikalisches Erbe, dessen Liebe für Melodie und Wohlklang er so entspannt auf den Punkt bringt, dass es zu keinem Zeitpunkt gezwungen klingt, in der großen Folkie-Masse um jeden Preis mitmachen zu müssen. Mithalten kann er definitiv, allein wenn der Opener "Nice Day" (Nomen est Omen) anfängt, nach seinem Intro loszustapfen, kriegt man das Lächeln nicht mehr aus dem Gesicht. "Recreation" (nochmal Nomen est Omen) ist ganz wunderbar gelungen. Marius Ziska bedient sich mit seiner Band einem durchaus breit angelegten Instrumentarium, lässt auch neben Schlagzeug-Gitarre-Bass immer wieder Schönspielerei wie Schellenwerke, Brass, Synthieflächen oder Chöre zu Gehör kommen und singt dazu irgendwo zwischen Bon Iver und Svavar Knutur, will sagen: changierend zwischen Falsett und erdiger Wärme. Das haut bei allen neun Stücken auf "Recreation" prächtig hin, das Tempo wechselt sich munter ab, und so bekommt man Songs zum Begrüßen der ersten Sonnenstrahlen des Jahres ("One In The Masses") genau wie schwelgerische Momente ("The Middle Way"), in denen das berühmte Kopfkino angeht und Bilder aus der skandinavischen Landschaft vor dem Auge vorbeiziehen. Das hat man so oder so ähnlich zwar alles schon gehört, aber ein weiterer Beitrag dazu ist selbstverständlich zu keinem Zeitpunkt zu verachten, und schon gar nicht, wenn er so ausnehmend fantastisch klingt wie im Fall von Marius Ziska.
Text: Kristof Beuthner