Rezensionen 12.02.2013

Mikrokosmos23 - Alles lebt, alles bleibt [Unter Schafen / Al!ve]

Eine junge, deutschsprachige Band ist Talk Of The Town. Und stärker noch, als bei den jungen Recken Vierkanttretlager, die sich vom Untergrund aus in die zweifelhafte Gesellschaft von u.a. Kraftklub begaben, geht man bei Mikrokosmos23 allenthalben davon aus, das hier ewig während Großes im Gange ist.

Das passt sowieso ganz gut zum jungen Unter Schafen-Label, das in den vergangenen Monaten eine erstaunlich hohe Trefferquote in punkto Klassealben vorzuweisen hatte und unter anderem auch den eingangs genannten Vierkanttretlager die verdiente Plattform bot. Doch um letztere geht es gar nicht, sondern eben um dieses junge Trio hier aus Sachsen, das all das in seiner Musik unterbringt, was sich zuletzt so aus dem langen Schatten von Hamburgs Vorzeigebands erhob. Die Macht und das Ungestüme von neuen Punkbands wie Captain Planet oder Frau Potz; das Ungezügelte und den Ausbruch von Emo-Rockern wie Adolar und dazu einen Schuss Pop, so auf der Höhe der immer besser werdenden Herrenmagazin, der auch die Hörer ranholt, denen die eben genannten Bands irgendwie zu heavy sind. Und das ist natürlich dann irgendwo ein Selbstläufer. Wer von den letzten Alben Thees Uhlmanns oder Kettcars irgendwie nicht mehr für sich gewann als das Gefühl wohliger Vertrautheit; wer eine Platte mit mächtig Schub gerne für die eigenen vier Wände und die Befindlichkeiten abseits des Clubs gebrauchen möchte, der kann sich bei Mikrokosmos23 problemlos wiederfinden.

"Alles lebt, alles bleibt" ist feinste emotionale Rockmusik, der man in jeder Sekunde ihren Produzenten Kurt Ebelhäuser anhört. Das Album ist deep, ohne in Pathos abzudriften. Es ist laut, ohne sich in purem Krach mit viel Geschrei wiederzufinden. Möchte man ihm etwas vorwerfen, dann könnte man in den nicht immer ganz zupackenden Texten um die allzumenschliche Angst vor Scheitern und unerfülltem Gefühl das vielzitierte Haar in der Suppe finden, aber das ist möglicherweise einfach auch Geschmackssache. Fakt ist: Man kommt an dieser Platte im Grunde momentan nicht vorbei, wenn man wissen möchte, wie es um den deutschsprachigen Indierock bestellt ist. Und Mikrokosmos23 bieten definitiv genug Anlass, sich lange mit ihnen beschäftigen zu wollen. Ob sie dann wirklich die großen Vorschusslorbeeren rechtfertigen können, wird vor allem eine zeigen, und das ist die Zeit.


Text: Kristof Beuthner