Rezensionen 18.10.2013

Milky Chance - Sadnecessary [Lichtdicht / PIAS / Rough Trade]

Hach, das Internet und was es alles kann. Musiker berühmt machen zum Beispiel. Milky Chance waren eigentlich eine kleine Nummer auf winzigem Label. Dann kamen Youtube und "Stolen Dance" und nun erfährt das Debütalbum einen mächtigen Push via PIAS.

Nicht, dass wir uns falsch verstehen: Das geht alles vollkommen mit rechten Dingen zu, und die hohe Aufmerksamkeit, die Milky Chance derzeit zuteil wird, ist in jeder Hinsicht nachvollziehbar. Clevere Popmusik aus deutschen Landen ist ja vor allem dann extrem rar gesät, wenn sie mit englischen Texten gepaart wird. "Stolen Dance", dieses Monster von Indiehit, glänzte mit einem beherzt zupackenden Charme, war außerdem sehr gut tanzbar und fand so seinen Weg in die Clubs und Gehörgänge des ganzen Landes. Das ist aller Ehren wert. Dachten sich auch die guten Leute von PIAS Records und kauften das ganze Paket ein. Eigentlich war "Sadnecessary", das dazugehörige Album, nämlich schon auf dem kleinen Label Lichtdicht erschienen, existierte aber eher unter ferner Liefen. Nun erfährt es dank größer aufgezogener Promotion und medialer Aufbereitung noch einmal hohe Aufmerksamkeit.

Angst, dass Milky Chance unterm Strich nur "die mit dem Hit" sind, muss man nicht haben. Das immerhin (inklusive Bonustracks) vierzehn Songs starke Album ist keinesfalls nach Schema F konzipiert sondern tanzt sich filigran durch mit dezenter Elektronik, Hipster-Indie, aber auch Reggae, Soul und Funk angereicherte Popmusik, die über die volle Distanz äußerst gut hörbar ist und angenehm entspannt flowt. Viel geschraubt hat man nachträglich übrigens an der Produktion im Nachhinein nicht mehr, so dass der handgemachte Klang nach wie vor für diese feine Direktheit sorgt, mit der man Platten als selfmade und somit auf der guten Seite stehend zu bewerten liebt. "Sadnecessary" ist eine komplette Pop-Platte, die ohne große Brüche mit Konventionen daher kommt, wie es ja gerade so beliebt ist. Einfach entspannte, gute, dancy Musik ist das, der man zuhören, mit der man aber auch in den Sonnenuntergang fahren oder sie der Liebsten schenken kann. Man darf gespannt sein, wie hoch es für diese Jungs noch geht.


Text: Kristof Beuthner