Bei all den neuen Trends, Hypes und sich letzten Endes als Hybris entpuppenden Möchtegern-Sternchen ist die Beständigkeit ein nur noch selten gesehenes, aber um so feiernswerteres Gut. Und wenn man über diese Handvoll Bands spricht, die seit über einem Jahrzehnt oder noch länger sehr gute Platten abliefern, auch wenn sie nicht dem eigenen oder äußeren Anspruch erliegen, sich damit pausenlos neu zu erfinden, dann muss Nada Surf dabei sein.
Da weiß man einfach, was man bekommt. Große Melodien, hohen Mitsingfaktor und dabei diese ständige, unterschwellige Melancholie und Tiefe, die es bisher verhindert hat, dass die Band auch abseits der guten Seite Erfolg hatte. Das erlangte zuletzt auf dem mittlerweile schon vier Jahre zurück liegenden, letzten regulären Studioalbum "Lucky" fast schon Perfektion. Und zwischendurch verliehen Matthew Caws, Ira Elliott und Daniel Lorca auf der Coversammlung "If I Had A Hi-Fi" ihren Lieblingssongs diesen einzigartigen Flair, der unter dem Label "Nada-Surf-Gefühl" in die Musiklexika dieser Welt geschrieben gehört.
Und nun: "The Stars Are Indifferent To Astronomy", ein Titel wie mit Goldtinte kalligraphiert. Es braucht nur Sekunden, um wieder zu zünden. Um genau dieses besagte Gefühl wieder hervorzurufen. Druckvoller ist der Sound auf der neuen Platte, zeigt nach dem fast schon zurückhaltenden "Lucky" wesentlich energetischer, ambitionierter, wie man die Kraft eines Nada-Surf-Konzerts in den Studiosound mit einbeziehen kann. Der Opener "Clear Eye Clouded Mind" prescht so eindringlich nach vorne, das man sich fast schon an die ganz frühe Bandphase erinnert fühlt. "Waiting For Something" ist der Hit, der "Always Love" auf "The Weight Is A Gift" und "I Like What You Say" auf "Lucky" war. "Teenage Dreams" ist ein weiterer. Und unterm Strich bleibt Fakt, dass nur Matthew Caws solche Songs schreiben, sie so harmonisch arrangieren kann; Songs übers Älterwerden singen kann, bei denen man sich trotzdem niemals alt fühlt. Und nur er kann sie singen. So ein Statement der Nachhaltigkeit braucht man von einer Band wie dieser in Zeiten wie diesen; das ist wie Wein trinken mit richtig guten Freunden. Und danach noch irgendwo Straßenlaternen austreten.
Text: Kristof Beuthner