Ja, diese Songwriter-Alben sind es, die einen durch kalte Jahreszeiten, durch unwirtliche Landschaften und durch karge Ödnis schützend tragen und einen wissen lassen, dass man nicht alleine ist. Schwer ist nur immer wieder aufs Neue, zu erklären, was einzelne Alben aus der großen Masse abhebt.
Denn wenn wir ehrlich sind, ist doch die Songwriter-Musik, die totale Reduktion auf Stimme und ein, vielleicht zwei Instrumente das Einfachste, was man machen kann. Haben nicht sogar wir selbst uns in unsere Zimmer eingeschlossen, bewaffnet mit unserer ersten Gitarre, und versucht, aus unseren Seelenqualen kleine, zart gehauchte Songs zu machen? Heimlich, still und leise? Alle können das, aber nicht alle können das gut. Und dann muss man doch wieder drüber sprechen. Zum Beispiel über Neil Halstead, der ein guter Musiker ist, weil er uns schon zwei Bands für die Ewigkeit übereignet hat, namentlich Slowdive und Mojave. Beides ist schon ein bißchen her, mittlerweile macht er mit "Palindrome Hunches" schon zum dritten Mal alleine Musik, und er macht es eben wirklich gut. Er hat eine Stimme, die wunderschön klingt und von der viele sagen würden, dass sie der von Nick Drake ähnelt, was auch schon wieder kein Alleinstellungsmerkmal mehr, aber eben trotzdem immer noch ein Gütesiegel ist. Er hat ein Gespür für kleine Melodien und warm-weiche Instrumentierung, die eben selten über das Rudimentärste hinaus geht (zu Gitarre und Klavier gesellen sich nur sporadisch mal ein Kontrabass oder kaum merkbare Percussions, z.B. auf "Wittgenstein's Arm"), was aber eben keinen Kreativitätspreis bekommt, aber in der Klasse der Darbietung ganz weit vorne ist. Und ob wir nun den Stempel "Folk" oder den Stempel "Singer/Songwriter" auf die Platte stempeln, gute Musik bleibt gute Musik. Diese Ausgewogenheit zwischen tröstendem Zuspruch und zum Sterben einladender Schönheit ist eben eine Sache, die trotz der überaus hohen Zahl in diesem Genre beheimateter Musiker nicht jeder in Perfektion beherrscht, und Neil Halstead ist da einmal mehr ein Album gelungen, das man zumindest in den engeren Kreis dieser Platten einordnet, die man gerne bei sich hätte, für den Fall, es verschlägt einen zufällig mal in eine einsame Holzhütte fernab jeder Zivilisation. Solange die Kerze noch brennt und der Rotwein nicht zur Neige geht, sind derartige Platten in Momenten des Innehaltens ein ganz ausgezeichneter Begleiter, und über mehr müssen wir jetzt auch eigentlich gar nicht mehr sprechen.
Text: Kristof Beuthner