Rezensionen 29.04.2015

Peter Broderick - Colours Of The Night [PIAS / Coop / Bella Union / Rough Trade]

Peter Broderick ist einer dieser Musiker, bei dem man mit all den Veröffentlichungen auf diversen Labels und Plattformen kaum hinterher kommt. Davon ganz abgesehen, klingt bei ihm auch kein Album wie das andere, weil er nicht nur im folkigen Songwriter-Sound gut aussieht, sondern auch im schillernden Ambient.

Für das erlesene Haus Bella Union war er zuletzt vor drei Jahren tätig, als er unter Nils Frahms Regie das spannende Albumprojekt "http://www.itstartshear.com" inszenierte. In der Zwischenzeit entwickelte der Amerikaner ein gewisses Sättigungsgefühl, was die Arbeit in Tonstudios anbelangt, und entwickelte während einer Schaffenspause den dringenden Wunsch nach einem organischen Live-Gefühl für seine neue Platte. Dafür musste er auch davon abrücken, all seine Instrumente selbst einzuspielen, denn erfahrungsgemäß braucht man dafür eine Band. Fündig wurde er im schweizerischen Luzern, wo er die Musiker - allen voran Produzent Timo Keller, der eigentlich eher im HipHop zuhause ist - traf, die seine Idee von Musik nun auf "Colours Of The Night" begleiten. Und es hat spürbar harmoniert: Nicht nur, dass das Album wirklich sehr bodenständig und organisch klingt, es ist auch hörbar, dass Broderick und seine neuen Mitstreiter einen schönen, entspannten gemeinsamen Groove gefunden haben. Die Platte ergeht sich demnach auch nicht mehr in der einnehmenden Melancholie des Einzelgängers, sondern erreicht phasenweise - wie zum Beispiel im Titeltrack - den relaxten Flow eines Erlend Øye auf Höhe seines aktuellen "Legao"-Albums, und auch die Melodieführung ist dem gar nicht so fern. Man spürt: Die Band, also sein neuestes Projekt, tut Peter Broderick gut. Und weil er nicht nur ein gutes Gespür für flächige Sphärensounds hat sondern auch ein formidabler Songwriter ist, lässt sich "Colours Of The Night" ganz ausgezeichnet hören. Alles ist äußerst laid back, die Percussion trägt eher als dass sie treibt, und wenn sich doch mal ein wenig Elektronik einmischt, dann drängt sie sich nicht auf, sondern bettet die smoothen Gitarrenlicks und Bassläufe auf einen weichen Flauscheteppich.

Es ist schon wahr: Was Peter Broderick anfasst, wird vielleicht nicht zu Gold, aber etwas anderes als gute Musik hat man von diesem Mann nie gehört. Auf das es immer so bleiben möge.


Text: Kristof Beuthner