Vor zwei Jahren beim Orange Blossom Special war es, da betrat Scott Matthew, nur bewaffnet mit einer Ukulele, die kleine Bühne und coverte sich derart herzzerreißend durch seine Favoriten der Popgeschichte, dass es nur so eine Freude war. Jetzt endlich gibt es ein Album dazu.
Die Liste von Matthews Lieblingssongs ist mit der Setlist bei besagtem Auftritt nicht exakt identisch, so fehlt beispielsweise seine wundervolle Interpretation von Simon & Garfunkels "Kathy's Song", die Eva Cassidys brillanter Neuvertonung mindestens ebenbürtig war. Auch verlässt er sich nicht allein auf die Ukulele, was aber nicht bedeuten soll, dass die satten vierzehn Stücke auf "Unlearned" viel reicher instrumentiert wären. Da wird außerdem die Gitarre sanft gezupft und da werden Klaviertasten gestreichelt, doch das wichtigste und größte und intensivste Instrument ist ohnehin Scott Matthews Stimme, brüchig, waidwund und doch voller Kraft. Das kommt natürlich über den spärlichen Arrangements ganz besonders gut zur Geltung. Das Ganze ist derart stilvoll aufbereitet, dass häufig kaum auffällt, dass es sich hier um Neuinterpretationen handelt. Selbst der alte Whitney Houston-Gassenhauer "I Wanna Dance With Somebody" strahlt in ungewohntem Glanz und bekommt einen völlig neuen Anstrich; aus dem Discodancer wird eine Hymne der Einsamkeit, bei der man Scott Matthew am liebsten tröstend die Hand auf die Schulter legen möchte. Ach, das ist eigentlich gar nicht nur auf dieses eine Stück zu beschränken, eigentlich möchte man das die ganze Zeit machen, selbst wenn es bei Nat King Coles "L.O.V.E." zwischenzeitlich mal fröhlich hüpft. Denn Scott Matthew schafft den schwierigen Spagat, ein Coveralbum wie ein eigenes klingen zu lassen, indem er sich nicht bloß vor den Originalen verneigt, sondern sie derart tief verinnerlicht hat, dass er durch sie sprechen gelernt hat und sie für uns neu fühlbar macht wie aus einer neuen Perspektive. Da erfüllen sich Träume, denn das hier ist keine Respektsbekundung, sondern eine Verschmelzung mit den Songs, die man liebt, und das ist wahnsinnig groß. Ob es sich dabei nun um "No Surprises" von Radiohead, "To Love Somebody" von den Bee Gees oder um "Love Will Tear Us Apart" von Joy Division, noch so einem alten Gassenhauer, handelt, spielt eigentlich gar keine Rolle. Für "Smile" (Nat King Cole) und "Help Me Make It Through The Night" (Kris Kristofferson) hat er sich Hilfe von Neil Hannon bzw. seinem Vater Ian Matthew geholt, was die Zerbrechlichkeit verdoppelt und somit doppelt schön ist. Aber wirkliche Highlights sind hier gar nicht auszumachen; "Unlearned" ist ein einziges Highlight in sich. Ein wunderschönes Album eines großartigen Künstlers.
Text: Kristof Beuthner