Rezensionen 28.10.2011

Sleep Party People [Siluh Records]

Ich hörte einmal eine Geschichte über einen Mann, der in einem Kaninchenbau lebt. Er lebt dort zusammen mit den Kaninchen und geht nicht mehr an die Oberfläche. Ich weiß nicht mehr genau warum er dort lebt. Vielleicht ist er geflüchtet. Vor seinem Leben, vor irgendeiner Bedrohung. Vielleicht gibt es seine Welt auch nicht mehr. Vielleicht ist außerhalb des Kaninchenbaus alles verbrannt und tot. Darum muss er in den dunklen Stollen mit diesen ihm nicht artverwandten Wesen leben. Ich stelle mir vor, wie der Mann in einer Ecke des tiefen Baus liegt. Zitternd und hoffnungslos. Wie seine Augen nur sehr schwach in der Dunkelheit sehen können. Verschwommen und schemenhaft sieht er die Kaninchen ihrem Tagesgeschäft folgen. Abends, wenn der Mann eingeschlafen ist, singen die Kaninchen vielleicht über ihn. Für ihn. Es sind düstere Klänge, die jeden Zentimeter des Baus ausfüllen. Archaische Lieder, die von einer vergessenen Welt und ihrer Zerstörung erzählen.

Könnte man diese Lieder hören, sie würden wahrscheinlich wie das klingen, was die dänische Band Sleep Party People auf ihrem gleichnamigen Debut-Album geschaffen hat. Düstere Klänge, die einem durch den ganzen Körper fahren. Manchmal erinnern sie an Kinderlieder, manchmal beginnen sie beinahe wie ein ruhiges Singersongwriterlied. Doch spätestens, wenn der verzerrte Gesang einsetzt, bricht sich die Idylle, die manche Tracks erahnen lassen. Es wird klar, dass etwas Tiefes und Dunkles hinter den Glöckchen und Klaviertönen liegt. 

Die Texte sind kaum zu verstehen, so verzerrt und fremd rauscht die Stimme durch die Melodien, die nicht selten beginnen sich zu überschlagen und sich auf diverse Höhepunkte zu schaukeln. 

Nur in einem Track wird der Text verständlich: It’s not your fault. It’s my own fault. I am no human at all. I have no heart. It’s not my fault. It’s your own fault. I am no human at all. I have no heart.

Die Musik von Sleep Party People zeugt stetig davon, dass das Menschliche wie wir es uns vorstellen verloren gegangen ist und doch in jeder Handlung und in jeder Tradition versucht weiter zu leben. Es gibt keinen Schuldigen und es gibt keine Lösung. Es gibt nur noch den Kaninchenbau in dem wir sitzen. Tief und fremd und dunkel.

Text: Lasse Scheiba

Links zum Thema: http://www.myspace.com/sleeppartypeople