Da es einen sogenannten Sommer in diesem Jahr ja ohnehin mal wieder nicht gab, ist es kein bißchen verwerflich, sich schon mal eine kleine oder größere To-Do-Liste mit tollen Platten für den Herbst zu schreiben. Vorab, falls wärmetechnisch zwischendurch doch noch was geht. Ganz oben dabei sein muss der zweite Longplayer der Smoke Fairies.
Deren Debüt von vor zwei Jahren trug mit "Through Low Light And Trees" allerdings den dafür deutlich besser geeigneten Titel als das martialische "Blood Speaks". Die Musik passte (wie übrigens der Bandname sowieso) da perfekt - ein äußerst stimmiger, sehr ruhiger Mix aus Blues und Folk, gepaart mit ausnehmend schönem, reichfacettigem Harmoniegesang. Man kennt das im Folk, das man das Gefühl hat, die Musik kröche einem durch den nebligen Wald entgegen und trüge einen über die schattig-spukigen Lichtungen und durchs dichte Gehölz. So war es, so ist es auch auf "Blood Speaks" wieder. Jessica Davies und Katherine Blamiere aus Sussex haben ihre Fähigkeiten auf ihrem Zweitwerk vielmehr sogar noch verfeinert und intensiviert. Die zehn Stücke klingen zugleich geisterhaft versponnen und doch deutlich und präsent; es geht nie zu sehr in die Weird-Ecke um den schmerzlich vermissten Espers nachzueifern, dazu ist es zu erdig und zu direkt durch die auf Stücken wie "The Three Of Us" unüberhörbaren Blues-Einflüsse. Das Duo hat seine Stärken erkannt und noch weiter vorangetrieben; die neuen Songs klingen straighter als auf dem Vorgänger. Fokussierter, könnte man sagen. Ihr Songwriting wirkt gegenüber dem Debüt, das auch sehr gut war, aber nicht so offensiv zupackte, um einige Stufen fortgeschritten. Die Folkverliebtheit der Smoke Fairies lässt ein breites Spektrum für Kopfkinofilme vor dem inneren Auge zu, aber sie verlieren sich nicht in Schönheit und Glanz, Duettgesang und genretypisch weltferner Theatralik, sondern liefern ein naturbelassenes, sehr nahbares Werk ab, ohne zu irgendeinem Zeitpunkt auf unangenehme Weise pathetisch zu wirken. Wirklich ausnehmend schön.
Text: Kristof Beuthner