Die Gruppe Sport gehört hierzulande definitiv zu den Bands, die durch Understatement glänzen, auf deren Werke man sich aber umsomehr vorfreut. Keine große Geste, kein künstliches Gehabe, sondern direkte, intensive Rocksongs, laut und energisch mitten ins Gesicht, mit Klug- und Wahrheit. Lyrisch präzise, nie anbiedernd.
Schwärmerei, schön und gut: das letzte Lebenszeichen der Band namens "Unter den Wolken" begeisterte die Kritiker allüberall, liegt aber auch schon wieder vier Jahre zurück. Nun die Rückkehr, "Aus der Asche, aus dem Staub" eben. Oder: die Wiederauferstehung der Gruppe Sport, für die Kantes Felix Müller nach diversen Theatergastspielen endlich wieder Zeit gefunden hat. Zum Quartett erweitert, lässt die Gruppe Sport nun auch den Pop zu. Nicht aufdringlich und vordergründig, aber deutlich stärker präsent als bei den vorherigen Alben. Und auch mehr dahingehend, dass "Aus der Asche..." eingängiger klingt als das, was wir von dieser Band vorher kannten. Es herrschen auch nicht mehr Druck und Krach vor, vielmehr nähern sich Sport auf Songs wie "Wir wollten nur mal hören" oder "Dünnes Eis", auf dem Masha Qrella eine zärtliche Zweitstimme zum Refrain beisteuert, der mächtigen Kante an; changieren gekonnt zwischen laut und leise, hart und weich. Mal dröhnt die Gitarre und baut Soundwände wie auf dem drängenden "Gehirnerschütterung" vom Vorgänger, mal lassen Sport ihre Stücke weit ausholen mit mäandernden Gitarrenphrasen, dann wieder fließen jazzige Zwischentöne ein wie auf dem apokalyptischen "El Dorado ruft uns", und auf dem prägnant-albern betitelten "Sattelt die Hühner, wir reiten nach El Paso" wird sich dem Punk angenähert, wenn auch nur schemenhaft. Textlich geht es hier um die menschliche Existenz, ihren Größenwahn und ihre Ängste, die sie letztens wieder zu der Asche und dem Staub werden lassen, aus denen sie entstanden ist. Diese ohnehin seit jeher intensiv fühlbare Thematik, inklusive der Frage nach dem "danach", gerät durch ihre Einbettung in diesen weitläufigen, musikalischen Kontext zur Reise ins Selbst des Hörers. Und immer wieder, da wiederhole ich mich gerne, ohne es als Vorwurf verstanden wissen zu wollen, schwebt der Geist der schmerzlich vermissten Kante über den Songs. Gerade dann, wenn sich der Tod auch noch selbst zu Wort melden und den Blues singen darf über die Undankbarkeit der Menschen seiner Arbeit gegenüber, in einem der stärksten Stücke auf "Aus der Asche, aus dem Staub". Das Album weist keinen Weg aus der allzumenschlichen, immerwährenden Existenzkrise, es markiert nur eine weitere Momentaufnahme und beleuchtet das Schicksal von allen Seiten, von Geber und Nehmer, von Nutznießer und Pessimisten. Eine spannende Geschichte ist das allemal aufs Neue, und wohl eines der wichtigsten, deutschsprachigen Alben dieses Jahres.
Text: Kristof Beuthner