Rezensionen 30.07.2013

The Alvaret Ensemble - The Alvaret Ensemble [Denovali / Cargo]

Vor kurzem noch legten wir euch den umtriebigen Kreativkopf Greg Haines ans Herz, dessen Album "Where We Were" nach wie vor zum perfekten Kopfkinosoundtrack 2k13 gehört. Wem das noch nicht reicht, dem sei hiermit von einem Side-Projekt des Workaholics erzählt.

Und das heißt The Alvaret Ensemble und besteht neben Haines noch aus Jan und Rome Kleefstra, die beide Teil des niederländischen Kollektivs Piiptsjilling sind, und Sytze Pruiksma an den Percussions. Alles also bewanderte Musiker aus dem Bereich der Neoklassik und des experimentellen Schönklangs. Und alles begnadete Improvisateure. Die Idee für das Alvaret Ensemble war geboren. Man traf sich mit noch mehr Menschen aus diesem tollen Metier - das Arbeitstier Haines muss sich in Gesellschaft von Nils Frahm und Peter Broderick sowieso pudelwohl fühlen - in der Grunewaldkirche in Berlin, sperrte sich dort (quasi) drei Tage ein und ließ nur ein einziges Gesetz walten, nämlich das der Spontaneität. Ein reiches Instrumentarium, Synthesizer und als Grundidee vor allem ein einzigartiges gemeinsames Gespür für die Musikwerdung tiefster Gefühlszustände: Da kann eigentlich nichts schief gehen. Ist es auch nicht. "The Alvaret Ensemble" spannt einen Bogen von puren, sanften Klavierharmonien bis hin zu manisch von den Drums Sytze Pruiksmas getriebenem Spuksound und breit flächigem Bombast, der zu keinem Zeitpunkt so klingt, als hätte es wirklich kein Konzept gegeben. Das ist selbstverständlich große Kunst, doch sie funktioniert vor allem darüber, was man selbst daraus macht. Durch die Vielseitigkeit gibt es da beim Hörer nicht wenige Anknüpfungspunkte; von Momenten des Sinnierens und intensiven Verharrens bis hin zu Gefühlen innerer Aufruhr und Umtriebigkeit schaffen es Haines und seine Mitstreiter, so ziemlich jede Seite in uns zum Klingen zu bringen, wenn wir sie lassen. Und nach wie vor bleibt es das Bewundernswerte, wie diese großartigen Künstler wie Haines, Frahm oder Broderick es schaffen, bei einer so großen Dichte an Veröffentlichungen und Kollaborationen immer wieder ihre große Klasse zu bestätigen. Châpeau!


Text: Kristof Beuthner