Rezensionen 08.09.2012

The Darkness - Hot Cakes [PIAS / Rough Trade]

Eine Band der Kategorie "Bands, die die Welt im Grunde nicht braucht" sind ganz zweifelsfrei The Darkness. Es ist aber auch selten einer Band so völlig egal gewesen, dass niemand auf sie gewartet hat, und das machte sie schon wieder heiß. A propos heiß: jetzt gibt es ein neues Album namens "Hot Cakes".

Nein, sie passten noch nie irgendwo rein, diese seltsamen Briten um Justin Hawkins, die anno 2004 eine Rocksau durchs Dorf trieben, für die man sich schon seit zwanzig Jahren schämte. Dicke Gitarren, Soli (!!), Brusthaartoupets und lange Haare, und dann dieser sich immer nah an der Erträglichkeitsgrenze entlang hangelnde Falsettgesang. Queen! AC/DC! Europe! Gib ihm! Und immer diese Fragen: Nehmen die sich eigentlich selber ernst? Glauben die wirklich, dass sie mit dieser Musik etwas zu sagen haben? Szenerelevanz, bitte? Man musste alles mit "nein" beantworten, und genau deswegen funktionierte sowohl das Debüt "Permission To Land" als auch der Nachfolger "One Way Ticket" so gut. Dann gab es die Band plötzlich nicht mehr, weil Justin Hawkins keine Lust mehr hatte. Genauso überraschend sind sie nun aber auch wieder zusammen, und wieder hat keiner auf sie gewartet, weil alles, was irgendwie mit Rock zu tun hat, in einer Welt, die mittlerweile von Jutebeutelmenschen mit Undercut und Röhrenjeans bevölkert wird, sowieso nicht mehr wert ist als ein müdes Lächeln. Die Tür geht auf, Justin Hawkins tritt herein, öffnet sein Hemd bis ganz unten und kreischt "Suck my cock!!!". The Darkness haben schon wieder gewonnen. Nein, sie nehmen sich immer noch nicht ernst. Ja, sie beherrschen alles Schräge und alles Pompöse aus so ziemlich jedem Jahrzehnt nach wie vor perfekt; vielleicht sogar besser als je zuvor. Die Riffs sitzen, die Melodien sind catchy wie eh und je, die Texte wandeln zwischen Sex und Heldentum und ja natürlich, alles trieft vor Klischeehaftigkeit und Überzeichnung. Während allerdings vor acht Jahren die alternative Musik sowieso viel mit Retro-Sounds, Glam- und Garagenrock herummachte und The Darkness damals zwar auch schon exotisch, aber nicht völlig ab vom Schuss waren, dürfte so manchem Hipster der mühsam gezüchtete Schnurrbart aus dem Milchgesicht fallen bei so viel Schmerzfreiheit und Breitbeinigkeit. "Hot Cakes" ist in seiner Direktheit ein Album, wie man es vielleicht doch gebraucht hat, auch wenn man nicht wirklich sofort sagen kann, wieso. Ausnahmslos Hits und ein unverschämt mitreißendes Songwriting sind ja schon schön und gut - Justin Hawkins und seine Band haben aber auch so hörbar viel Spaß an der Sache, dass man sich dieses Album wirklich immer und immer wieder anhören möchte. Eine Faust in den Himmel gereckt, denkend: Ich bin auf der guten Seite hier mit euch.

 

Text: Kristof Beuthner