Rezensionen 03.06.2015

The Great Faults - Trust Me [Supermusic / Al!ve]

Ein bißchen klingt das zu legendär um wahr zu sein: Zwei Musiker, deren Zwischennamen sich intentional aus Mitgliedern der legendären Guthrie-Familie ergeben, treffen sich in Mühlheim an der Ruhr of all places und beginnen, zusammen Bluesrock zu spielen.

Namentlich sind das Johannes Woodrow Wagner (Woodie Guthrie) und Martin Arlo Kroll (dessen Sohn Arlo). Ich meine: Das verbindet natürlich. Und wenn du nach einem Guthrie benannt wirst, wenn auch nur mittig, dann wirst du wohl eine Liebe zur Musik in die Wiege gelegt bekommen haben. In der Duo-Besetzung bleibt den beiden dann natürlich instrumental nicht viel Kombinationsspielraum, folgerichtig sind die E-Gitarre und das Schlagzeug die Waffen ihrer Wahl. Und fertig ist mindestens schon mal eine tolle Story.

Die Musik der Great Faults klingt demnach allerdings nach keinem der beiden Guthries, sondern nach Indie- bzw. Bluesrock, schön stripped down und erdig, ohne jegliche Schnörkel und fein garagenkompatibel. Ich möchte jetzt gar nicht davon anfangen, dass "Trust Me" zu keinem Zeitpunkt nach neu erfundenen Rädern oder so klingt, denn das Rad neu erfinden kann heutzutage nun wirklich niemand mehr, und wenn die Zutaten stilvoll zusammen kommen, ist man als Hörer ja schon mehr als zufrieden. Es steht den beiden auch gut zu Gesicht, dass sie sich vor allem auf die Pureness und die coolen kleinen Riffs und Melodiebögen berufen, statt zu versuchen, zu zweit ein Feuerwerk an Energie und Lärm abzufackeln. Mir geht bei derlei Experimenten einfach zu oft der Song verloren. Der steht hier aber vorne und drückt dir ein Kaltgetränk in die Hand. Die Drums kommen stoisch und pointiert, die Gitarre treibt durch gut geschriebenes Riffing die zehn Songs nach vorne. Alles hat seinen Platz, und die Vocals besitzen genug Dreck, um insgesamt den mehr als hörbaren Genreneuzugang perfekt zu machen.

"Trust Me" ist ein gutes Album, kein über die Maßen aufrüttelndes oder Grenzen neu definierendes, aber das muss ja auch gar nicht immer sein. Wer sich im Metier der Jungs gerne aufhält, kommt an der Platte nicht vorbei, und für diejenigen, die nur gelegentlich Ausflüge in den Bluesrock wagt, sind The Great Faults definitiv eine gute Adresse.


Text: Kristof Beuthner