Mineral und American Football schließen sich für eine Reunion-Tour wieder zusammen, auch neue Bands wie The World is a Beautiful Place and I Am No Longer Afraid To Die oder Joie De Vivre lassen das Genre Emo wieder aufleben und es kommt auch vor, dass sich Bands aus den 90ern wieder für ein neues Album zusammenfinden. Etwa The Jazz June, die sich mit der Veröffentlichung von "After The Earthquake", ihrem ersten Album seit 12 Jahren, in das sogenannte Emo Revival einschreiben und ein unschönes Beispiel dafür abliefern, wann die Vergangenheit doch mal ruhen gelassen werden sollte.
Es darf einem zurecht bange werden, wenn man liest, dass sich wieder eine US-Emo-Band, die in den 90ern zwei, drei Platten herausgebracht haben, die einem selber und für das Genre auf irgendeine Weise bedeutend waren und zu denen man vielleicht sogar noch immer einen emotionalen Bezug hat, ankündigt, dass sie sich für eine Tour oder sogar ein neues Album wieder zusammengefunden haben. Das kann in manchen Fällen (etwa bei Owls, Braid) glücken, bei anderen Bands (Hot Water Music, Cursive), die bringen schon länger keine herausragenden Alben mehr heraus, dahingehend funktionieren, dass die früheren FreundInnen ihrer Musik mittlerweile immerhin auch nicht mehr allzu sehr enttäuscht werden; und letztlich gibt es noch Fälle wie The Jazz June, die man, hört man ihr neues Album "After The Earthquake" (Topshelf Records) – ihrem ersten seit dem 2002er-Album "Better Off Without Air", welches als ihr spannedstes Album gelten dürfte – lieber in schöner Erinnerung behalten hätte als dass man sich dieses neue Album von ihnen gewünscht hätte. Von der Qualität früherer Songs von The Jazz June, die die Band eigentlich auf eine Ebene mit The Promise Ring oder Cap'n Jazz hätte stellen müssen, wären sie ein bisschen bekannter geworden, ist nicht mehr viel übrig. Die Songs auf "After The Earthquake" kennen nur noch zwei Geschwindigkeiten: Midtempo und ein bisschen langsamer als das und von der einstigen Unberechenbarkeit ihrer Songs ist nicht mehr viel übrig geblieben.
Selbst wenn man mit solchen Vergleichen natürlich eine fragwürdige Haltung einnimmt, da man natürlich nicht erwarten kann, dass die Band wieder (oder noch immer) so klingt wie in den 90ern und frühen 2000ern, macht es diese Art belangloser Gitarrenmusik nicht leichter erträglich. Denn das Comeback-Album von The Jazz June beinhaltet kaum eine erinnerungswürdige Idee. Das einzige, was nach dem Hören von "After The Earthquake" hängenbleibt, sind irritierende, schiefe Gitarrenmelodien ("Nothing to see here") und ein paar nette, poppige Hooklines. Wären The Jazz June nicht The Jazz June, sondern hätten das Album unter einem anderen Namen veröffentlicht, wäre es eventuell zu verzeihen gewesen und man könnte es neben die Veröffentlichungen von anderen emo-beeinflussten Durchschnitts-Indierock-Bands wie Into It. Over It. stellen. Aber so nun ist wirklich fraglich, was eine Band dazu bewegt unter dem gleichen Namen wie vor 12 Jahren noch einmal ein Album zu veröffentlichen, das so verschieden von ihrem früheren Werk ist.
Links:
The Jazz June @ Topshelf Records
The Jazz June @ Facebook
Rezension von Aiva Kalnina