Da ist es nun: das Album, mit dem kaum noch einer gerechnet hatte, von einem der größten Glücklichmacher dieser Zeit: James Mercer und Band, möchte man statt "The Shins" sagen, denn nach etlichen Zerwürfnissen mit seinen alten Weggefährten hat der Gute die Truppe komplett ausgetauscht und sich neue Spielkameraden gesucht.
Nach dem überwältigenden Erfolg mit der Danger Mouse-Kollaboration Broken Bells ist ein neues Shins-Album sowieso im Grunde eine Riesensensation. Aber warum ist es da? Der Fame durch Garden State ist nach wie vor riesig. Keine Review ohne Querverweis. Das letzte, bereits fünf Jahre alt Shins-Album "Wincing The Night Away" wurde schon unter dem Auge des Hypeanalysten begutachtet und erreichte nicht mehr die Höchstwerte, wie sie der bisherige Schaffenshöhepunkt "Chutes Too Narrow" einheimsen konnte. Also, was soll uns "Port Of Morrow" bringen? Ist es ein Statement, dass Mr. Mercer und seine neuen Jungs immer noch die Welt verändern können, wie Natalie Portman uns einst so glaubhaft (und wahrheitsgemäß) versicherte? Oder geht es jetzt nur um den guten Namen einer Kritikerlieblingsband, der zumindest wieder ein bißchen Geld in die Kassen spült? Die Shins dürften nach ihrem bisherigen Schaffen allerorts für ausverkaufte Häuser und Slots bei den größten Festivals sorgen. Den Major-Deal hatten die Shins ja eh vorher schon. Ist es möglich, dass sich die Unbekümmertheit der ersten beiden Alben nach all dem Erfolg und all den neuen Erlebnissen ins Jetzt übertragen lässt; dass eine Shins-Platte immer noch verblüfft?
Und kann eine Platte ernsthaft überhaupt noch verblüffen, wenn sie schon Monate vorher so viele angsterfüllte Fragen aufwirft? Man müsste einen absoluten Reinfall erwarten dürfen oder die reine Erfüllung. So ist das bei Lieblingsbands, die lange weg waren und eigentlich gar nicht wiederkommen wollten. Und wie meistens in diesen Fällen liegt das Ergebnis irgendwo dazwischen. "Port Of Morrow" ist nicht schlecht und nicht brillant. Das Album klingt glattgebügelter als alles, was wir von den Shins vorher kannten. Es ist viel mehr Pop und viel weniger verschroben. Das ist eine konsequente Weiterentwicklung, die man mitgehen darf oder die man von sich schiebt. Die Songs sind schön, die Stimme Mercers deckt ein wesentlich breiteres Spektrum ab, aber ich persönlich vermisse die Introvertiertheit von "New Slang", die Niedlichkeit von "Kissing The Lipless" und den bissigen Weltblick von "Young Pilgrims". Und auch die Exaltiertheit von "Australia". Da hilft selbst so ein veritabler Hit wie "Simple Song" nur wenig, um alte Gefühle wieder in ihrer Gänze zu erwecken. Aber es ist ein neues Shins-Album. Das ist doch auch was!
Text: Kristof Beuthner