Rezensionen 22.01.2014

Yamon Yamon - Uisu [A Tenderversion Recording / Al!ve]

Vor vier Jahren erschien klammheimlich ein Album, das eigentlich zu schön war, um geglaubt zu werden. Urheber war mal wieder eine Band aus Schweden, Yamon Yamon, die auf "This Wilderlessness" eine Zeitreise in die Anfänge von Death Cab For Cutie oder dem American Analog Set unternahm, bevor die einen groß wurden und die anderen sich trennten.

Dass es nun so lange dauern musste, bis der Nachfolger vorlag, nun ja - Qualität braucht seine Zeit, und das famose Label Tenderversion ist ohnehin nicht für Massenproduktion, dafür aber für riesengroßen Wert bekannt. Wenn's mal wieder länger dauert - hört man halt das alte ein wenig länger. Doch sprechen wir lieber wieder über die musikalischen Zutaten, derer Yamon Yamon sich auf "Uisu" bedient. Denn es hat hier eine deutlich spürbare klangliche Veränderung gegeben im Gegensatz zum Erstling, bei dem sich typische Elemente amerikanischen des amerikanischen Indiepop - Melodieseligkeit, tendenzielle Unfertigkeit - mit einer ungeheuren Filigranesse paarten, die jazzigen Anflügen keinesfalls abgeneigt war. Und dann war da natürlich noch die Stimme Jon Lennblads, die einem nur scheinbar unauffällig schmeichelnd ins Ohr sang, leise, ohne große Geste, aber mit umso mehr Klasse. Und auch wenn das alles im Wesentlichen doch so geblieben ist, überrascht gleich der Opener mit einem beinahe schon bluesig-rootsigen Ausflug in Americana-Gefilde; auch "Zen Fashion" greift später dieses Schema nochmals auf. Die erste Single "Clear Up" fährt für Yamon Yamon-Verhältnisse schon fast Lärm auf, und hinter den hochgeschraubten Gitarrenwänden kommt einem Jon Lennblads Gesang sogar noch schwebender vor als sonst. Ja, das ganze ist alles in allem rougher geworden. Der zärtliche Swing, den die Songs auf "This Wilderlessness" besaßen, ist einer neuen Direktheit gewichen, die nicht gleichbedeutend verstanden werden soll mit Einfachheit - die neun Stücke auf "Uisu" verdienen es nach wie vor, ganz genau und vor allem mehrfach angehört zu werden, so vielschichtig und raffiniert schmiegen sie Sounds aneinander, dass man vieles einfach erst später mitbekommt (das elegant angeschrägte Riff von "Money For Problems" gehört nicht dazu, das packt einen sofort, die hektischen Drums des Songs tun ihr übriges). Doch ein bißchen mehr Shoegaze ist hinzu gekommen, ein wenig die Romantik gewichen. Die Musik von Yamon Yamon hat sich in den vergangenen vier Jahren bewegt, sich ein paar neue Türen geöffnet; für Selbstbewusstsein gesorgt, das man der Platte anhört. Ja - die Schweden haben ihre Schüchternheit abgelegt, präsentieren sich vielseitiger, changieren gekonnt in Lautstärke und Tempo und behalten sich soundtechnisch trotzdem eine schöne Eigenständigkeit bei. "Uisu" ist ein rundum gelungenes Album geworden, wie sein Vorgänger kein Hitlieferant, sondern eines zum Zuhören. Eines, das in seinem Facettenreichtum erobert werden möchte und einen mit ganz viel Wärme und Brillanz für seine Mühen belohnt. Es ist wirklich schön, dass diese Band noch lebt.


Text: Kristof Beuthner