Rezensionen 03.11.2013

Young Chinese Dogs - Farewell To Fate [Rent A Record / H'ART]

Es ist eine erfrischende Erkenntnis, dass es manchmal gar nicht so viel Ambition für gute Musik braucht. Da reichen zwei unendlich harmonische Stimmen, ein angenehm organisches Instrumentarium und eine Extraportion Charme für die denkbar angenehmste Version von Pop.

Und schon sind wir bei den Young Chinese Dogs aus München, deren Debüt "Farewell To Fate" sich ebendieser Zutaten mit Freude bedient. Gitarren, Percussions, ein Akkordeon, ein Kinderklavier und eben besagte Stimmen, die in ihrer Harmonieseligkeit mit den Instrumenten definitiv gleichwertig sind - all das ist genug, um die mit Sicherheit nahbarste Pop-Platte des Jahres anzubieten. Die zwölf Songs sind allesamt akustisch gehalten und so herrlich fluffig und eingängig, dass sie sich einem förmlich an den Hals werfen. "Sweet Little Lies", "If You Meet Katy" oder "Long Way From Home" sind so einwandfreie Ohrwürmer, dass man das Gefühl hat, diese Stücke schon ewig zu kennen, so vertraut sind sie einem. Und mit "This Town Is Killing Me" haben sie auch gleich noch eine kleine Hymne für Klein- oder Großstadteskapisten im Gepäck.

"Farewell To Fate" ist vor allem aber deshalb so stark, weil es nicht vorgibt, etwas zu sein, was es nicht ist. Es geht hier gar nicht um die ganz große Indie-Lattenmesserei und auch nicht um Vergleiche mit hochgelobten Folk-Ikonen. Jede gespielte Note, jede gesungene Zeile sprüht nur so vor Freude an der Musik; jeder Song ist ein bis ins Letzte harmonisches Konstrukt aus Stimme und Instrument. Die Platte wirkt dadurch enorm freundlich und wärmend, und das ist in dieser Darbringungsform wirklich ungemein erfrischend. Und wem dann doch die großen Ecken und Kanten fehlen, der kann ja immer noch Alt-J hören. Fakt ist: Wenn Pop auf diese Weise möglich ist, besteht für ihn noch Hoffnung.


Text: Kristof Beuthner