Neuigkeiten 13.09.2018

Vergesst die Pläne. Lasst euch treiben. Nillson empfiehlt: Das Reeperbahn Festival 2018

Es geht wieder los und mächtig rund: Das Reeperbahn Festival in Hamburg steht vor der Tür. Da herrscht wieder die pure Qual der Wahl von Molotow bis Knust, von Headcrash bis Uebel & Gefährlich, und auch die Elbphilharmonie und der altehrwürdige Michel stehen wieder als Spielorte zur Verfügung.

Europas größtes Clubfestival - das klingt so derbe gut, wie es ist. Natürlich bedeutet das Reeperbahn Festival aber auch auf eine gewisse Weise Stress. Über 600 Konzerte, Hamburgs Amüsiermeile rauf und runter, unzählige Bands und Künstler aus allen Ecken der Welt, viel zu sehen und zu hören, noch mehr zu entdecken - und dann sind da natürlich all die entspannten Schnacks, all die leckeren Kaltgetränke und all die Ecken, die gehalten, getrunken und an denen gestoppt werden will. Die Kunst liegt wie in all den Jahren darin, sich nicht zu akribisch mit festen Plänen aufzuhalten, sondern sich treiben zu lassen. Von hier nach da, von Showcase zum Treff mit dem guten Kumpel, den man nur einmal im Jahr in Hamburg sieht.

Im Festival-Village auf dem Heiligengeistfeld, das sich im vergangenen Jahr als beliebter Treffpunkt für Musikschaffende, Künstler und Gästen entwickelt hat, können spannende Panels besucht werden (sofern man im Besitz eines Konferenztickets ist), das ein oder andere Konzert außer der Reihe genossen oder bei Pils und Snack die neuesten musikalischen Errungenschaften verhandelt werden. Der Spielbudenplatz ist nicht nur Ort für ausgewählte Showcases, auch der große Biergarten mit Getränke- und Food Trucks und der N-Joy-Bus mit Acoustic Shows sind immer für einen Halt gut. Außerdem macht es riesigen Spaß, auf der Siebdruck-Poster-Ausstellung das Portmonnee festzuhalten - kaufen will man da am liebsten alles.

Aber im Fokus steht natürlich die Liebe zur Musik, und da gibt es exakt drei Zauberworte: Plan A, Plan B und Plan C. Denn erstens sind die Überschneidungen unmenschlich, die Wege zu Fuß doch immer mal wieder beträchtlich - und wenn ein Club voll ist, ist er voll. Da kommen schnell Frust und Panik auf: Was mache ich, wenn ich im Mojo keinen Platz mehr kriege? Stelle ich mich in die Schlange beim Docks oder wandere ich ganz bis zur Großen Freiheit 36 - und müsste ich nicht vielleicht sogar die U3 zum Resonanzraum nehmen, um mir die spannendsten Neoklassik-Projekte anzuhören? Da will man gerne wissen, was woanders eine gute Alternative ist - oder man schmeißt einfach alles über Bord und nimmt den freien Spot vor der Bühne, der gerade zufällig in der Nähe ist, woanders.

Also: Entspannt euch. Oft ist die spontane Alternative eine gute. Denn das Reeperbahn Festival ist nicht dazu gemacht, bekannte Bands ohne Rücksicht auf Verluste wieder zu sehen, sondern euch neue Schätze anzubieten, die ihr dann nächstes Jahr auf den großen oder kleineren Open Air-Bühnen wieder sehen könnt - oder bei einem Clubkonzert in der um die Ecke wartenden Indoor-Saison, wo ihr euer Ticket dann ganz entspannt von zuhause aus safe macht.

Wir von Nillson freuen uns jedenfalls schon unbändig auf all das: Wund gelaufene Füße, leuchtende Augen, gute Gespräche, das ein oder andere Kaltgetränk, neue Lieblingsbands, Plattenkäufe beim Label-Lagerverkauf am Lattenplatz vor dem Knust, die Uhr im Nacken, die Stöpsel im Ohr. Auf euch, auf die, auf das: Wir freuen uns! Und wir hoffen, ihr freut euch auch schon.

Das Lineup ist auch dieses Jahr über jeden Zweifel erhaben, und jedes Genre findet seine Vertreter - einen Laufplan zu schreiben, der allgemeingültig für jeden steht, ist unmöglich. Darum haben wir einen für euch, der rein subjektiv unsere Empfehlungen beinhaltet - und da sind die heiß erwarteten Auftritte von Größen wie Stormzy, Metronomy, Whomadewho, Kadavar, Kid Simius oder Alexis Taylor noch gar nicht mit drin, genauso wenig übrigens wie die Konzerte in der Elbphilharmonie von Bear’s Den oder Her, für die man sich schon vorher mit Extra-Tickets eindecken musste.

Wenn wir euch aber fünf Acts ganz besonders ans Herz legen sollten, wären das garantiert der bärtige Slayer-Shirt-zum-Cowboyhut-Träger Ruston Kelly, dessen Debüt „Dying Star“ wir euch kürzlich per Review wärmstens ans Herz legten; Altin Gün, die über die Maßen faszinierenden Turkish Psychedelic Funk zelebrieren, ungeheuren Groove entwickeln und enorm mitreißen; Fatherson, unsere Lieblingsschotten, die mit großer Geste und enormer Emotionalität Musik für große Hallen spielen, die nie in großen Hallen läuft; Tamino, der mit seinem Schlafzimmer-Pop nicht nur klanglich, sondern auch stimmlich die Mitte zwischen Get Well Soon und Cigarettes After Sex findet und deshalb völlig zurecht für den Anchor Award als bester Newcomer nominiert ist - und Das Paradies, der neuen Band von Talking To Turtles-Sänger Florian Sievers, mit der er entspannt-lockeren, melancholisch-ironischen Indie Pop zelebriert, an dem man nur schwer vorbei kommt.

Das und viel mehr können wir euch empfehlen und wollen das nun auch ausgiebig tun. Ja, Pläne über Bord schmeißen können ist wichtig an diesem Wochenende. Wenn ihr trotzdem gerne einen hättet: Unseren Plan A teilen wir mit euch. Plan B und C dürft ihr euch dann selber basteln. Wenn ihr also wie Nillson tickt, findet man euch beim Reeperbahn Festival 2018 an folgenden Plätzen:

Mittwoch, 19.9.2018:

19:30 - 20:20, Docks: Rikas (Indie Pop)
20:00 - 20:45, Prinzenbar: Bayuk (Art Pop)
21:00 - 21:40, Molotow / Club: Shotty Horroh (Indie Rock, Rap)
21:30 - 22:10, Angie’s Nightclub: Ruston Kelly (Songwriter, Country)
22:00 - 22:30, Bahnhof Pauli: Joep Beving (Neoklassik, Piano)
22:50 - 23:40, Headcrash: 1000 Gram (Indie Pop, Indie Rock)
00:00 - 00:40, Prinzenbar: A Tale Of Golden Keys (Indie Pop)

Donnerstag, 20.9.2018:

12:30 - 13:00, Molotow / Club: Pieter de Graaf (Neoklassik, Piano)
13:30 - 14:00, Molotow / Club: Joep Beving (Neoklassik, Piano)
14:30 - 15:00, Molotow / Club: Rosemary & Garlic (Folk, Kammerpop)
15:00 - 15:30, Molotow / Skybar: Baby Galaxy (Indie Rock, 90s-referenziell)
15:30 - 16:00, Molotow / Club: Pip Blom (Indie Rock, 90s-referenziell)
16:30 - 17:00, Molotow / Club: Altin Gün (Turkish Psychedelic Funk)
20:00 - 20:40, Prinzenbar: Westerman (Singer/Songwriter)
20:40 - 21:20, Mojo Jazz Café: Fogh Depot (Darkjazz, Electronica)
21:20 - 22:00, Prinzenbar: Great News (Indie, Pop, Shoegaze)
22:30 - 23:20, Nochtspeicher: Soccer Mommy (Indie Pop, College Rock)
23:10 - 00:10, Kaiserkeller: Altin Gün (Turkish Psychedelic Funk)
00:10 - 01:00, Molotow / Club: The Magic Gang (Indie Rock, 60s-referenziell)

Freitag, 21.9.2018:

12:00 - 15:00, Lattenplatz / Knust: Garage Sale (Musikflohmarkt)
13:00 - 13:30, Molotow / Backyard: Mijo Biscan (Singer/Songwriter)
14:00 - 14:30, Molotow / Backyard: Hollow Coves (Reise-Folk, Songwriter)
15:15 - 15:40, Bahnhof Pauli: Okta Logue (Mathpop, Indie)
16:30 - 17:00, Molotow / Backyard: The Babe Rainbow (Indie, Folk)
19:15 - 19:55, Sommersalon: Steiner & Madlaina (Singer/Songwriter, Folk)
20:00 - 20:50, Große Freiheit 36: Das Paradies (Indie Pop)
21:20 - 22:10, Imperial Theater: Tamino (Indie, Songwriter) oder
21:30 - 22:00, Headcrash: Fatherson (Indie Rock)
22:40 - 00:30, St. Michaelis Kirche: Get Well Soon (Breitwandpop, Big Band) oder
22:30 - 23:15, Resonanzraum: John Metcalfe (Neoklassik, Post Pop)
01:00 - 03:30, Prinzenbar: Beauty & The Beats (Aftershow DJ)

Samstag, 22.9.2018:

18:00 - 18:30, Festival Village: Fatherson (Indie Rock)
20:00 - 20:45, Indra: D/Troit (Soul)
21:20 - 22:20, Resonanzraum: Henrik Lindstrand (Neoklassik, Piano)
22:00 - 23:10, Uebel & Gefährlich: Jeremy Loops (Pop)
23:10 - 00:00, Grüner Jäger: The Dirty Nil (Rock, Emo, Grunge)
00:50 - 01:40, Grünspan: Bazzookas (Ska, normalerweise im Schulbus, jetzt auch auf der Bühne!)

Hier kommen nochmal für alle die harten Fakten:

Was? Reeperbahn Festival 2018
Wo? Hamburg, St. Pauli, Reeperbahn
Wann? Mittwoch, 19.9., bis Samstag, 22.9.2018
Mit wem? Zu viele, um sie aufzuzählen. Checkt www.reeperbahnfestival.de für alles, was ihr wissen müsst!
Wie viel? Tagesticket Mittwoch 35,00 Euro, Tagesticket Donnerstag 39,00 Euro, Tagesticket Freitag 45,00 Euro, Tagesticket Samstag 55,00 Euro, 2-Tages-Ticket Freitag/Samstag 79,00 Euro, 3-Tages-Ticket Donnerstag/Freitag/Samstag 89,00 Euro, 4-Tages-Ticket 99,00 Euro


Text und Foto: Kristof Beuthner