Neuigkeiten 04.06.2019

Was anderes vor? Deinesorgen, jr.! - Nillson präsentiert das Orange Blossom Special 2019

Orange Blossom Special, das heißt: Nach Hause kommen. Wenn Pfingsten vorbei ist, tickt der Countdown schon wieder herunter; was bitte ist ein Jahr? 2019 erwartet uns alle in Beverungen ein größeres Gelände und somit mehr Festivalfamilie - und mich persönlich in Begleitung von 50 wunderbaren kleinen Menschen ein großes Abenteuer.

Als ich vor einem Jahr meinen letzten Artikel zum da gerade nicht einmal eine Woche vergangenen Orange Blossom Special schrieb, las ich eine interessante Reaktion in der ewigen Social Media: „Das ist schon ganz schön kitschig“, schrieb einer über meine Worte. „Ja, aber genau so ist es halt“, konterte ein anderer. True story: Ohne Romantik und einer Prise verschmerzbarem Kitsch lässt sich halt kaum von unserem Lieblingswochenende des Jahres erzählen; von Fahrten durch die Berge und dem Einbiegen in den Grünen Weg, vorbei an Pilgern des guten Musikgeschmacks, mit Blick auf die Zelte da unten an der Weser. Von den bestrickten Bäumen im Glitterhouse-Garten, vom Wiedersehen mit inzwischen liebgewonnenen Gesichtern, von der Sonne, die den gefühlt einzigen grünen Fleck im Beverunger Industriegebiet noch ein bißchen grüner wirken lässt. Unzählige herzliche Umarmungen, spontane Plattenkäufe im Stundentakt, das gute Gefühl, zwischen 2.500 anderen mit Haltung und Liebe zur Musik willkommen zu sein - das funktioniert nur an wenigen Orten in Festivaldeutschland genauso gut wie hier und das macht es ganz schwer, Romantik und Kitsch keine Bühne zu bieten. Der Kronleuchter strahlt ja eh in uns, das ganze Jahr über zwischen zwei Orange Blossom Specials, und er macht sich nun mehr und mehr bereit, wieder über der kleinen Bühne zu leuchten. Kitschig? Na klar! Aber schön.

Das Wetter wird gut und wenn nicht, ist es auch okay. Schließlich ist das Orange Blossom Special immer noch ein Festival, und aus schwierigen Bedingungen erwachsen im besten Fall besondere Stimmungen. Also wozu sich Sorgen machen? Ach, a propos Sorgen: Deinesorgen jr. heißt das Motto in diesem Jahr, und wo das zum einen eine schöne Anspielung auf eine gewisse Lieblingsband eines sicherlich nicht unbeträchtlichen Prozentsatzes an OBS-Besuchern ist, stellt es eben auch zum anderen eine schöne Haltung dar, die der Sorglosigkeit unserer geliebten Gartenparty Tribut zollt. Du hast was anderes vor? Ey, Deinesorgen, jr.! Dir gefällt die Musik hier nicht? Ey, Deinesorgen, jr.! Wir finden das nämlich stark. Leider aber auch: Du hast keine Karten mehr gekriegt? Ey, auch Deinesorgen, jr.! Denn das Orange Blossom Special war zum Vorverkauf im vergangenen Spätherbst sogar schon nach nur 15 Minuten ausverkauft. Deinerekorde, jr.!

Das Lineup ist gewohnt gut aufgestellt, und vorweg: Auf die große Sensation, die Casper durch seine scheinbare Inkompatibilität mit dem Orange Blossom Special (ey, Deinesorgen, Jr.!) evoziert hat, haben Rembert Stiewe und sein Team dieses Jahr verzichtet. Statt dessen trifft man mit Steiner & Madlaina, Christian Kjellvander, dem ewigen Jörkk Mechenbier (mal wieder mit einem neuen Projekt, diesmal namens Trixsi), Money For Rope, Blind Butcher und Die Nerven gleich auf sechs OBS-Wiederholungstäter, die für ein freudiges Wiedersehen sorgen - oh, und dann wären da natürlich noch die mächtigen Garda, die mit Grandezza zwischen Bright Eyes und Get Well Soon das 23. Orange Blossom Special am Sonntag würdig beerdigen dürfen.

Zu den ganz großen Highlights dieses Jahres zählen neben der australischen Folk-Sängerin Angie McMahon, die mit einem Traum von einer Stimme und wunderschönen Songs, im Timetable übrigens direkt gefolgt von der nicht minder famosen Linn Koch-Emmery, den Festival-Freitag erleuchten wird, auch die Gigs von The Holy (episch und treibend, stand ganz oben auf der Liste beim letzten Reeperbahn Festival und konnte aus Überforderungsgründen nicht angeschaut werden) oder den französischen Math-Rock-Newcomern Lysistrata, die einen anständigen Abriss versprechen.

Dazwischen: Bekannte Namen wie Adam Angst und Sinkane, auf den man sehr gespannt sein darf, weil er zwischen Krautrock, Afrobeat, Funk, Free Jazz, Soul und Indierock die Grenzen als fließend betrachtet und mit Sicherheit ein faszinierendes Konzert spielen wird. In der klanglichen OBS-Tradition zwischen Folk, Blues, Americana und Rock positionieren sich Bands wie The Yawpers, die das Festival am Freitag eröffnen, The Sheepdogs, Cash Savage & The Last Drinks oder Gunner & Smith, die guten Spirit versprechen und mit Sicherheit Spaß machen werden. Außerdem ist es immer ungeheuer erhebend, einer Combo wie Coogan’s Bluff beim Spielen zuzuschauen; Black Sea Dahu werden uns in elegischer Folk-Lesart hinwegträumen lassen, oh, und Suzan Köchers Suprafon ersetzt ganz kurzfristig noch die spontan ausfallende Laurel als samstäglicher Eröffnungsact. Die Band, die den Sonntag einläutet, wird übrigens bis zuletzt das bestgehütete Geheimnis des Festivals bleiben, und wenn man sich noch einmal vor Augen führt, wie gut Rembert 2018 Kettcar verheimlicht hat, kann man sicher sein: Da dringt nichts durch. Um 11:30 im Garten stehen ist Pflicht!

Für mich persönlich hat das Orange Blossom Special 2019 übrigens schon im vergangenen Herbst begonnen, denn ich darf in diesem Jahr ein Highlight der ganz besonderen Art ankündigen. Jawohl: Meine Tiny Wolves sind Walking Act. Mein Kinderchor, meine 50 Lieblingsmenschen, dürfen einen Tag Festivalluft schnuppern und die Idee, unvergessene Songs fernab eines gewöhnlichen Kinderchor-Repertoires in der Dynamik guter Freunde, die zum passenden Zeitpunkt am passenden Ort sind, zu spielen, wird einen Höhepunkt der ganz besonderen Art finden. Zwischen Suzan Köcher und Lewsberg ist sogar ein Song auf der Hauptbühne drin - ich freue mich und lade euch sehr herzlich ein, euch das anzuschauen!

Toll wird übrigens auch das Programm auf der Minibühne: Kent Coda spielen türkischsprachigen Folk, der viel Spaß macht und Haltung beweist; Tom Allan & The Strangest geben die Indierock-Lieblinge des Jahres her und der Kabarettist Moritz Neumeier wird in Begleitung von Till Reiners nicht nur für Lachtränen, sondern durch ein grades Rückgrat gegenüber den Fehlerhaftigkeiten der Menschen um uns herum auch für ein Kratzen im Hals sorgen. Als weitere Walking Acts übrigens sind Jan Röttger und der famose Grillmaster Flash dabei.

Sollte es einem angesichts des musikalischen Angebots in irgendeiner Form langweilig werden, ist die Liste der Zerstreuungsmöglichkeiten übrigens mal wieder herrlich lang, vor allem, wenn man als Kind mitgenommen wurde: Reit-Schnupperkurse, Upcycling-Basteln und der Mitmach-Zirkus CuCiCo sorgen dafür, dass man mal kurz rauskommt aus dem Festival-Trubel und sich trotzdem cool beschäftigen kann. Und wenn man als Erwachsener den kurzzeitigen Eskapismus sucht, spielt man entweder Boule, geht zum Lauftreff, startet den Tag mit Yoga, nimmt am Totenkopf-Schwimmen teil, bastelt an der großen Laduka-Holzskulptur mit oder lässt sich ein Henna-Tattoo malen. Die Musik stimmt, das Drumherum stimmt: Das wird gut!

Da das Gelände sich übrigens durch einen neuen Pachtvertrag in diesem Jahr vergrößert, dürfen rund 1.000 Menschen mehr das Orange Blossom Special besuchen. Das ist ein nicht unwesentlicher Menschenzuwachs, der allerdings dank mehr Platz die Gemütlichkeit auch nicht schmälern dürfte. Wir freuen uns auf Zuhausigkeit und ein abermals denkenswertes Festivalwochenende mit allem, was wir brauchen, um in die Saison zu starten; es wird schön, euch alle wieder zu sehen, zu schnacken und zuzuhören, und am Tag nach Pfingsten schon wieder den Countdown anzuwerfen. Dir geht das ganz anders? Ey, Deinesorgen, jr.!

PS: Wer noch keine Karte hat, sollte dringend kurzfristig das Gästebuch auf orangeblossomspecial.de checken! Dort werden immer mal noch ganz spontan welche zum Originalpreis angeboten: Solltet ihr ausnutzen!

Hier kommt der Timetable:

Freitag, 7.6.:

16:30 - 17:30 The Yawpers
17:55 - 18:55 Angie McMahon
18:55 - 19:25 Kent Coda (Mini-Bühne)
19:25 - 20:20 Linn Koch-Emmery
20:20 - 20:50 Kent Coda (Mini-Bühne)
20:50 - 21:55 Sinkane
22:35 - 23:50 Adam Angst

Walking Act: Jan Röttger

Samstag, 8.6.:

11:30 - 12:30 Suzan Köcher’s Suprafon
12:35 - 12:40 Tiny Wolves
13:00 - 14:00 Lewsberg
14:00 - 14:30 Moritz Neumeier & Till Reiners (Minibühne)
14:30 - 15:30 Blind Butcher
15:30 - 16:00 Moritz Neumeier & Till Reiners (Minibühne)
16:00 - 17:00 Lysistrata
17:30 - 18:40 Black Sea Dahu
18:40 - 19:10 Trixsi (Minibühne)
19:10 - 20:20 Money For Rope
20:20 - 20:50 Trixsi (Minibühne)
20:50 - 22:00 Christian Kjellvander
22:40 - 23:50 The Holy

Walking Act: Tiny Wolves

Sonntag, 9.6.:

11:30 - 12:40 Surprise Act
13:05 - 14:05 Gunner & Smith
14:30 - 15:30 Coogans Bluff
16:00 - 17:00 Steiner & Madlaina
17:00 - 17:30 Tom Allan & The Strangest (Minibühne)
17:30 - 18:40 The Sheepdogs
18:40 - 19:10 Tom Allan & The Strangest (Minibühne)
19:10 - 20:20 Cash Savage & The Last Drinks
20:20 - 20:50 Versteigerung für Viva con Agua e.V.
20:50 - 22:00 Die Nerven
22:40 - 23:50 Garda with Ensemble Tanderas

Walking Act: Grillmaster Flash


Text: Kristof Beuthner

Foto: Orange Blossom Special