Neuigkeiten 17.06.2018

Why does it always rain on me? Nillson empfiehlt das Hurricane Festival 2018

Eine Woche vorm Hurricane ist hoffentlich nicht auch wieder eine Woche vorm Hurricane. Dem Sturm also. Oder dem Schietwetter generell. Ja, es gehört irgendwie dazu, wenn man nach Scheeßel fährt. Aber, sind wir ehrlich: Mal ein Jahr ohne hätte auch was für sich.

Zuletzt war das Wetter nämlich traditionell nicht auf Seiten der Hurricane-Schlachtenbummler; der komplett abgesagte Samstag vor zwei Jahren ist noch in genauso unangenehmer Erinnerung wie der Kickoff 2017, als der Eichenring schon wieder wegzuschwimmen drohte, es sich dann aber Gott sei Dank noch einmal anders überlegte, so dass man das Festival trocken überstand und das Auto bloß eine Matschkruste mit nach Hause brachte, wenigstens aber nicht von einem der umliegenden Landwirte mit dem Trecker befreit werden musste. Das sprichwörtliche blaue Auge.

Also nein, dieses Jahr wird es anders, und wenn nicht, dann machen wir halt wieder das beste draus. Ich meine: Wir Musikmenschen haben dieses Jahr so viel zu kucken in Scheeßel. Das Lineup des Hurricane 2018, es ist exquisit zusammengestellt; und weil die ganzen Partytouristen sich Samstagabend in Richtung Großbildleinwand bewegen werden, um schwarz-rot-gold beflaggt Schland gegen Schweden zu schauen, hat man vor der Bühne möglicherweise sogar seine Ruhe. Nichts, aber auch gar nichts wird uns von einem formidablen Wochenende abhalten. So viel ist sicher.

Für Stirnrunzeln sorgt allenfalls der Timetable, der mal wieder - wenigstens für die Fraktion Nillson - einige unangenehme und schwierige Überschneidungen bereit hält. Den Donnerstag werden wir zum Beispiel schon allein darum gar nicht schaffen, weil am Freitagmorgen noch der Job auf uns wartet - was im Fall von Radio Havanna, Liedfett oder Audio88 & Yassin wohl noch zu verschmerzen ist, die Leoniden hätten sicherlich aber auch im regulären Tagesgeschehen eine gute Figur gemacht. Da ist es ein wenig schade, dass wir den Festivalauftakt auf der White Stage nicht mit Deutschlands tightester Liveband feiern können - umso dringlicher legen wir euch das ans Herz, wenn ihr schon da seid.

Am Freitag empfehlen wir ein entspanntes Anreisen, drölf Bier im Camp und dann einen ganz sanften, entspannten Auftakt mit Gavin James auf der Zeltbühne (the so called White Stage). Der Brite wird kein Feuerwerk abbrennen, er wird keine fulminante Show liefern. Er wird sich die Gitarre umschnallen und mit samtweicher Stimme wundervolle Songs singen, die uns zum innehalten und Kraft für die nächsten Stunden tanken einladen. Wer es deftiger braucht, muss zu Adam Angst auf die Red Stage gehen und macht damit ebenfalls rein gar nichts falsch. Wer will, bleibt übrigens gleich im Zelt stehen - es folgen die Coasts, eine coole junge Indiepop-Band, die mit „Oceans“ vor zwei Jahren einen kleinen Sommerhit hatte. Und weil direkt danach dann die grandiosen australischen Oasis-Soundalikes DMA’s im Zelt spielen, hat man einen extrem starken Plan A in der Hand, sollte das Wetter doch nicht mitspielen. Was es aber tut. Ist doch Ehrensache.

Pause machen und essen ist dann angesagt, denn danach ist eine Reise in die Jugend Programm: Mit niemand geringerem als The Offspring auf der Green Stage. Im letztes Jahr gab es Blink und Green Day, die Band um Dexter Holland macht das Trio komplett. Wer den Tag mit wildem Herumspringen und harten Riffs sowie noch mehr Jugenderinnerungen fix machen will, gibt Thrice auf der Red Stage den Vorzug vorm Two Door Cinema Club und bleibt zu den ewigen Pennywise gleich da stehen. Den relaxten Tagesabschluss bieten Booka Shade, wieder im Zelt, und wer noch Energie hat, schaut sich mit Marteria eine mit großer Sicherheit sehenswerte Show an.

Wer Samstag schon früh wach ist, kommt an Station 17 auf der Blue Stage nicht vorbei. Seit zweieinhalb Jahrzehnten schon experimentiert das aus einer Hamburger Wohngruppe entstandene Projekt mit Musik, immer faszinierend, immer eigen. Eine Runde Schlaf nachholen kann man danach immer noch, sich ein bißchen treiben lassen, mal hier und mal da anhalten - das nächste fixe Date ist erst zu Frank Carter & The Rattlesnakes vereinbart. It’s gonna be a punky weekend!

Die britischen Indiepop-Newcomer von The Hunna muss man gesehen haben. Okay, die grandiosen Parcels, die zeitgleich im Zelt spielen, sind auch keine schlechte Alternative. Da wird es am Samstag zum ersten Mal schwierig. Genau wie beim folgenden Battle: Die ewigen Madsen mit neuer Platte gegen die Vaccines mit herrlichen Indiedisco-Reißern à la „Wreckin‘ Bar“ oder „Teenage Icon“. Ey, und Benjamin Clementine vs. The Kooks ist eh ein Ding der Unmöglichkeit. Einen der derzeit spannendsten Musiker gegen eine Jugendliebe antreten zu lassen! Ich bitte euch - wer auf der Welt kann sich zerreißen? Und woher soll ich jetzt schon wissen, ob ich Bock auf Rap der Marke Dendemann oder episch-emotionalen Bombastrock von Biffy Clyro habe? Es wird nur entweder oder gehen. Da bin ich froh, dass die alte Liebe Beginner um 22:30 alternativlos sind. Zu spät zu The Prodigy kommen ist dann fein, und Justice machen den Elektro-Abriss perfekt. Da ist großes Tennis zu erwarten.

Sonntag steht das erste Date mit Juse Ju, der die bisher stärkste Rap-Platte des Jahres auf seine Kappe nimmt. 13:00, Red Stage: Das muss für euch zu packen sein. Touché Amoré spielen zeitgleich auf der Green, aber ein paar frische Rap-Tunes dürften den Vorzug erhalten. Mit Drangsal folgt im Zelt einer der derzeit am meisten gefeierten Newcomer - viel 80s-Chic, viel Klasse, perfekt gesetzt zu diesem frühen Zeitpunkt am Tag. Jeremy Loops spielt gegen den Black Rebel Motorcycle Club - ersterer wird mit Surfpop und Indie-Folk viel Spaß machen, seine Live-Shows sind wirklich mitreißend und wären eigentlich ein Muss, wenn nicht die neue Platte so unverschämt Richtung Radio drängeln würde. Dann doch lieber BRMC, die als sie zum letzten Mal hier waren, noch den Headliner-Slot auf der Red Stage spielen durften und nun in den frühen Nachmittag gerutscht sind - was Fluch und Segen zugleich sein kann.

Gleiches gilt für NOFX, die die Phalanx der Evergreen-Punkbands komplett machen - sehenswert ist das trotzdem irgendwie immer. Direkt im Anschluss: Franz Ferdinand. Schampus mit Lachsfisch. Mit neuer Platte, an der sich die Geister scheiden, aber Hits wie „Take Me Out“, „The Matinee“ oder „No You Girls“ will man immer wieder hören. Kraftklub hat man gnädigerweise halbparallel zu Arcade Fire gelegt - das wird das Publikum dankenswerterweise in Pöbel-Party-Touristen und Gourmets aufspalten. Arcade Fire werden das Hurricane Festival majestätisch beschließen, so viel ist sicher, und hey, danach spielen dann sogar noch die Arctic Monkeys, die einstigen Wunderkinder. Was für ein Wiedersehen das wird! Dann ist Schluss, man fährt nach Hause oder bleibt noch ne Nacht, aber die Luft wird raus und alles wird gut sein. (Wer übrigens wissen will, wen wir bei unserem Laufplan noch alles ignoriert haben, der blicke bitte an den Schluss dieses Artikels oder checke www.hurricane.de !)

Zwischendurch gibt es wieder reichlich Schönes zu Schnabulieren und mächtig Futter für meine alljährliche Festivalfood-Abrechnung zum Ende des Sommers: Pulled Pork von Smoking Joe, das weltbeste Kater-Essen Langos, das ewige Handbrot, Vincent Vegan und, und, und. Alles ist besser als labbrige Pommes und Mario’s Pizza; das Hurricane fährt da wie inzwischen so viele Festivals eine ganz tolle Linie. Und die Quarkerei ist mit ihren leckeren Quarkbechern incl. diverser Toppings oder dem Frozen Quark definitiv die bessere Alternative zum McFlurry - jawohl, das goldene M hat sich erstmals beim Hurricane eingekauft. Bitte: Ignorieren Sie das.

In punkto Sicherheit fährt das Hurricane erfreulicherweise nach gutem Erfolg aus dem letzten Jahr weiterhin eine straighte Linie: Mit der Aktion „Wo geht’s nach Panama?“ kann man spezielle Helfer ansprechen, sobald man sich aus welchem Grund auch immer unwohl fühlt, und wird in eine ruhige Safe Zone geführt. Das Schöne ist: Das Problem wird überhaupt nicht verurteilt, nichts wird weniger wichtig genommen. Den Leuten soll es gut gehen. Und noch etwas ist neu: Von einer Seite durchsichtige Turnbeutel sollen die Sicherheitschecks an den Eingangsbereichen erleichtern; die Bags können für 2 Euro auf dem Festivalgelände erworben werden. Ein guter Plan.

Ja, wir sind uns ganz sicher: Das wird ein gutes Wochenende werden. Wir werden eine richtig gute Zeit haben auf unserem Lieblings-Major. Und das Wetter? Wird uns nichts anhaben können. Wir machen was draus - und freuen uns drauf!

Diesen Timetable würden wir der geneigten Nillson-Leserschaft für ein Wochenende in Scheeßel empfehlen:

Donnerstag, 21. Juni 2018

21:30, White Stage: Leoniden

Freitag, 22. Juni 2018

16:00, White Stage: Gavin James
17:00, White Stage: Coasts
18:00, White Stage: DMA’s
19:45, Green Stage: The Offspring
22:15, Red Stage: Thrice
22:30, Red Stage: Pennywise
00:30, White Stage: Booka Shade

Samstag, 23. Juni 2018

12:30, Blue Stage: Station 17
15:15, Green Stage: Frank Carter & The Rattlesnakes
16:30, Red Stage: The Hunna
17:45, Red Stage: The Vaccines
19:30, Green Stage: The Kooks
21:15, Green Stage: Biffy Clyro
22:30, Blue Stage: Beginner
23:15, Green Stage: The Prodigy
00:40, Blue Stage: Justice

Sonntag, 24. Juni 2018

13:00, Red Stage: Juse Ju
13:45, White Stage: Drangsal
15:15, Green Stage: Black Rebel Motorcycle Club
16:45, Green Stage: NOFX
18:15, Green Stage: Franz Ferdinand
21:15, Blue Stage: Arcade Fire
22:30, Green Stage: Arctic Monkeys


Hier nochmal die harten Fakten:

Was? Hurricane Festival 2018
Wo? Eichenring, Scheeßel, Niedersachsen
Wann? 21. bis 24. Juni 2018
Wieviel? Tickets fürs ganze Wochenende kosten 199,00 Euro incl. Camping, wahlweise Mordor oder Grüner Wohnen. Tagestickets gibt es für 69,00 Euro (Freitag und Sonntag) oder 79,00 Euro (Samstag). Nach oben sind mit der Firestone Platinum Lounge oder dem Hurricane Resort die Grenzen offen. Bitte klicken: www.hurricane.de
Mit wem? 8Kids - Adam Angst - Anchors & Hearts - Angus & Julia Stone - Arcade Fire - Arctic Monkeys - Audio88 & Yassin - Basement - Beginner - Benjamin Clementine - Biffy Clyro - Billy Talent - Black Rebel Motorcycle Club - Bonaparte - Bonez MC & RAF Camora - Booka Shade - Boysetsfire - Brian Fallon & The Howling Weather - BRKN - Broilers - Chefket - CHVRCHES - Coasts - Creeper - Culture Abuse - Deap Vally - Dendemann - Dermot Kennedy - DMA’s - Donots - Drangsal - Egotronic - Emil Bulls - Eskei83 - Feine Sahne Fischfilet - Fjort - Frank Carter & The Rattlesnakes - Franz Ferdinand - Funk Fragment - Gang Of Youths - GANZ - Gavin James - George Ezra - Haiyti - JAIN - James Bay - Jeremy Loops - Johnossi - Jungle - Juse Ju - Justice - Kat Frankie - Kraftklub - Leoniden - Liedfett - London Grammar - Madsen - Marmozets - Marteria - Martin Jensen - Massendefekt - Meute - MHD - Mighty Oaks - Mike Perry - Mo - Moonbootica - Neck Deep - NOFX - Pale Waves - Parcels - Pennywise - Portugal. The Man - Prinz Pi - Radio Havanna - Red City Radio - RIN - Romano - Samy Deluxe - Sascha Braemer - Station 17 - Stick To Your Guns - Swiss & Die Anderen - SXTN - Talco - The Glorious Sons - The Hunna - The Kooks - The Offspring - The Prodigy - The Vaccines - Thrice - Tom Grennan - Tom Walker - Tonbandgerät - Touché Amoré - Two Door Cinema Club - Underoath - Valentino Khan - Wanda - Yonaka


Text und Foto: Kristof Beuthner