Neuigkeiten 08.08.2016

Zweites Jahr, zweite Chance: Nillson empfiehlt das A Summer’s Tale 2016.

Das A Summer’s Tale-Festival im niedersächsischen Luhmühlen geht vom 10. bis zum 13. August in seine zweite Runde. Zugegeben: Trotz allem Idyll und des hochklassigen Lineups, leicht hatten wir es im vergangenen Jahr nicht miteinander. Wir geben dem Neuling aber eine zweite Chance und finden, das solltet Ihr auch.

Es klingt halt alles wie ein Märchen: Vier Tage Festival mit Kunst, Musik, Film und Lesungen; um das Komplettpaket abzurunden außerdem Kinder-Aktivitäten und Freizeitspaß wie Kanu- und Fahrradtouren, weiterhin Workshops wie das Japanese Tea Tasting, die Seilerei oder das edle Verkosten von Wein. All das mitten im Grünen, mit Bäumen ringsumher und ohnehin großem Fokus auf Nachhaltigkeit; im Ticket ist eine Bahnfahrkarte inkludiert, wer Parken will, muss extra bezahlen. Essen gibt es ausschließlich an Food-Trucks, deren Speisen international, biologisch hochwertig, regional und in vielen Fällen sogar vegetarisch und vegan sind. Wer es ganz exklusiv mag, hat jeden Tag die Möglichkeit, ein von Sterne-Köchen zubereitetes Drei-Gänge-Menü zu genießen, der passende Wein zu jedem Gang ist natürlich mit drin. Oh, und a propos Wein: Das A Summer’s Tale lässt sich seinen eigenen Wein keltern und hat mit dem Summer’s Ale sogar ein eigenes, natürlich regional gebrautes Bier im Angebot. Und nachts besteht neben dem gängigen Iglu-Zelt oder dem Wohnwagen/-mobil auch die Möglichkeit, sich Komfort-Pakete zu buchen, die von Holzbodenzelten bis zu kleinen Wohncontainern alles beinhalten, was man sich unter einem perfekten langen Sommerwochenende im Freien vorstellt. Aber unter einem Festival…?

Problematisch war für uns im vergangenen Jahr, dass die große Angebotspalette zum Einen für einen relativen Overkill sorgt, zum anderen das gesamte Ambiente und Konzept tatsächlich eher „ältere“ Festivalgänger anzieht, die a) inzwischen selbst Familie haben und somit Kind und Kegel gerne mitbringen und b) die durchaus stolzen Preise (rund 140 Euro für das Festivalticket, Campen extra, Parken extra) auch bezahlen können/wollen, weil sie inzwischen in Lohn und Brot stehen. Nicht, dass wir die ganzen sturzbetrunkenen Megafon-Deppen ernsthaft jemals vermissen würden - aber das Summer’s Tale wirkte eher wie ein gesetzter Ausflug von Zufriedenen als eine ernsthafte weitere Chance zum sommerlichen Alltagseskapismus. Zudem schien der Plan, ein familiäres Festivalkonzept in dieser Größe von einem Giganten wie FKP Scorpio veranstaltet zu etablieren, reichlich wahnwitzig - beim Summer’s Tale gab es zwar die passenden Bedingungen, im Hintergrund standen aber eben eine anonyme Crew hinter Corporate Design-Ständen. Familientauglich ja, familiär eben nein.

Aber. Und dieses aber wirkt schwer: Kein anderes großes Festival in Deutschland ist derartig schön und idyllisch, bietet ein so breites Angebot zur Zerstreuung (was wiederum für eine gute Verteilung der Leute auf dem gesamten Gelände sorgt) und kann ein so unheimlich starkes Lineup aufweisen. In diesem Jahr spielen etwa die magischen Isländer von Sigur Rós eine deutschlandexklusive Show, außerdem treten so wundervolle Künstler wie José Gonzalez, Glen Hansard oder die majestätischen The Slow Show auf. Es gibt ein Bier mit alten Recken wie Heather Nova, Garbage, Nada Surf oder Noel Gallagher’s High Flying Birds, dazu noch Auftritte von Bands und Künstlern, die noch nicht in der ersten Liga mitspielen, definitiv aber die Relegationsplätze belegen - wie Soul-Sänger Michael Kiwanuka, der südafrikanische Mundharmonika-Loopmachine-Virtuose Jeremy Loops oder Boy. Bei Olli Schulz und Thees Uhlmann, der neben einer musikalischen Performance auch aus seinem aktuellen Bestseller „Sophia, der Tod und ich“ lesen wird, ist die Wiedersehensfreude groß. Und Gavin James, Sören Juul, Ben Caplan oder Alice Phoebe Lou stehen für große Kunst und wundervolle Töne zwischen Indie, Folk und Pop. Dass das letztjährige Musiklineup, u.a. mit Belle & Sebastian, Yann Tiersen, Get Well Soon, William Fitzsimmons oder Damien Rice, noch getoppt werden könnte, war schwer vorstellbar - es ist mit Bravour und um Längen geglückt.

Es gibt Filmscreenings mit anschließender Möglichkeit zum Gespräch mit Mitgliedern der Filmcrew (dieses Jahr u.a. „Liebe mich!“, „Ich und Kaminski“ und „Taxi“), Kinderunterhaltung, Lesungen, Performances, Kunst-Installationen - ja, und natürlich die Workshops, die vom Herstellen von Cakepops über Siebdruck und Woodworking bis hin zu Kunstobjekten aus Fritz-Flaschen eine riesige Palette an Möglichkeiten abdecken. Ja: Das hat einfach einiges zu bieten. Das ist einfach schön da. Und die Bands. Und das Essen. Und, und, und.

Wir haben lange überlegt, ob wir nochmal hinfahren müssen. Und finden: Ja, wir müssen. Familiarität ist nie sofort da, die will erarbeitet werden. Vielleicht werden sich die ersten Kleinfamilien in diesem Jahr schon beim Summer’s Tale wieder treffen. Wir tun unseren Teil zur adäquaten Mundpropaganda und empfehlen euch ausdrücklich, es nochmal mit dem Summer’s Tale zu versuchen. Karten gibt es noch, auch vor Ort. Kommt in Scharen! Wir sehen uns dort!


Hier nochmal die harten Fakten:

Was? A Summer’s Tale 2016
Wann? 10.-13. August 2016
Wo? Luhmühlen, Niedersachsen
Wieviel? 1 Tag: 74,00 Euro (mit Camping 94,00 Euro). 2 Tage (Mi/Do): 94,00 Euro (mit Camping 124,00 Euro, mit Komfort-Camping 154,00 Euro). 2 Tage (Fr/Sa): 109,00 Euro (mit Camping 139,00 Euro, mit Komfort-Camping 169,00 Euro). 4 Tage: 139,00 Euro (mit Camping 179,00 Euro, mit Komfort-Camping 219,00 Euro). Für Kinder gelten ermäßigte Preise, außerdem gibt es Familientickets - checkt doch dafür nochmal www.asummerstale.de!
Mit wem? Musik: Sigur Rós - Noel Gallagher’s High Flying Birds - Parov Stelar - Garbage - Amy McDonald - Glen Hansard - Fat Freddy’s Drop - José Gonzalez - Thees Uhlmann & Band - Funny van Dannen - Olli Schulz & Band - Boy - Nada Surf - Billy Bragg - Michael Kiwanuka - Friska Viljor - Heather Nova - Caravan Palace - Neil Finn - St. Paul & The Broken Bones - Shantel & Bucovina Club Orkestar - Adam Green - Jeremy Loops - 17 Hippies - The Slow Show - Ben Caplan & The Casual Smokers - Samm Henshaw - Max Jury - Alice Phoebe Lou - Adam French - Sören Juul - Gavin James - Manu Delago Handmade - Pierce Brothers - The Lytics - Perry O’Parson - Ju & Me. Lesungen: Thees Uhlmann - Schorsch Kamerun - Berthold Seliger - Frank Witzel - Torsun (Egotronic) - Christoph Karrasch - Karen Köhler - Inge Kutter - Oliver Lück. DJ Sets: Revolver Club - Heart & Soul - Lost In Music - Indie Army Now - Svolanski - DJ Palette - Basso Profundo - DJ Leni - DJ Krümel. Film: Liebe mich - Taxi - Die letzten Tage des Parvis K - Ich und Kaminski - Shortfilm Sessions


Text: Kristof Beuthner